Was wird eigentlich bei den 30 Übungen trainiert?
In diesem Beitrag erfährst du, was die 30 Übungen aus traditioneller Heilkunde-Sicht sowie aus moderner sportwissenschaftlicher Sicht bewirken können.
📅 2024-12-11 / 📝 2025-02-22 / 📖 30 Übungen Grundlagen / ⏱️ 13 Min.
Das Wichtigste auf einen Blick
Die 30 Übungen lassen sich sowohl aus traditioneller als auch aus moderner Perspektive betrachten.
Körperliche Fähigkeiten, Reaktionsvermögen und Ausdauer werden trainiert.
Die alten Freikämpfer kannten bereits vor Jahrtausenden den Ursprung der körperlichen Leistung.
Inhaltsverzeichnis
Beitragsdetails
Titel: Was wird eigentlich bei den 30 Übungen trainiert?
Autor: Pahuyuth
Kategorien: 30 Übungen Grundlagen
Schlagwörter: 30 Übungen, Ausdauer, Freikämpfer-Heilkunde, Hormone, Kampfkraft, Körpergewichtstraining, Muskelgedächtnis, Reaktionsvermögen, Trainingsmethode, körperliche Fähigkeiten
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die 30 Übungen lassen sich sowohl aus traditioneller als auch aus moderner Perspektive betrachten.
- Körperliche Fähigkeiten, Reaktionsvermögen und Ausdauer werden trainiert.
- Die alten Freikämpfer kannten bereits vor Jahrtausenden den Ursprung der körperlichen Leistung.
Inhaltsverzeichnis
Was wird eigentlich bei den 30 Übungen trainiert?
Die 30 Übungen des Pahuyuth beruhen auf einem jahrhundertealten Wissen, das durch die Heilkunde des Sart Bambatgay und durch die Kampferfahrung unzähliger Freikämpfer geprägt wurde. Dieses einzigartige Modell der körperlichen Leistung unterscheidet sich von anderen Trainingskonzepten, da es sowohl traditionelle Heilmethoden als auch kampfspezifische Anforderungen integriert.
Überlieferungen zufolge basieren viele der Kampftechniken des Pahuyuth auf der Umkehrung von Heilkunde-Prinzipien, was man beispielsweise an den Grifftechniken erkennen kann. Dieses Wissen über den menschlichen Körper führte auch zu einem eigenständigen Modell der körperlichen Leistung, das in seiner Wirksamkeit bis heute Bestand hat. Moderne sportwissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen viele der traditionellen Prinzipien aus den 30 Übungen.
In diesem Beitrag erfährst du, wie sich die 30 Übungen aus traditioneller und moderner Perspektive betrachten lassen und welche Effekte sie auf deinen Körper und deine Kampffähigkeiten haben können, wenn Du sie trainierst.
Traditionelle Perspektive: Drei Kernbereiche der kämpferischen Leistung
Bereits vor Tausenden von Jahren erkannten die alten Freikämpfer, dass körperliche Leistung entscheidend für den Kampferfolg ist. Das Wissen wurde über etliche Generationen hinweg mündlich weitergegeben und durch praktische Übungen gefestigt, beispielsweise durch die Weitergabe traditioneller Übungstechniken von Lehrern an Schüler in direkter, persönlicher Unterweisung. Dies führte zu einem über die Zeit gewachsenen, eigenem Modell für kämpferische Leistung, das bis heute überliefert wurde.
Was ist Leistung im Verständnis des Pahuyuth?
Die Lehrmethodik des Pahuyuth definiert Leistung als das Zusammenspiel von Reaktionsvermögen, körperlichen Fähigkeiten und Ausdauer, wodurch die gegenwärtige physische Kampfbereitschaft bestimmt wird.
1. Reaktionsvermögen
Das Reaktionsvermögen ist die Fähigkeit des Körpers bei einer unmittelbaren Störung der Körperhaltung eine autodynamische Reflexbewegung ohne zusätzliche Denkprozesse einzuleiten. Die diesbezügliche Problematik liegt darin, dass bei einem Mangel an verfügbaren autodynamischen Reaktionsmustern in Konfliktsituationen entweder falsch (unkontrolliertes Aggressions- oder Fluchtverhalten) oder gar nicht (Schockreaktion) reagiert wird. Als Grundlage für den Aufbau, bzw. die Wiederherstellung des natürlichen Reaktionsvermögens, sind zehn Übungen ausgewählt worden. Diese Übungen zielen im Wesentlichen auf das Training von Reaktionsmustern ab, die bei unterschiedlichem Auftreten und Wahrnehmen von verschiedenen simulierten Störfallsituationen abgerufen werden sollen.
- Das Training des Reaktionsvermögens ist maßgeblich dafür, wie schnell eine (Kampf-)Handlung gewählt und ausgeführt werden kann.
- Übungen für Reaktionsvermögen: 01, 04, 07, 10, 13 , 16, 19, 22, 25, 28
2. Körperliche Fähigkeiten
Die körperlichen Fähigkeiten sind veränderbare Funktionen der biologischen Gegebenheiten des Körpers bzw. einprägbare Handlungsmuster. Die zehn Übungsaufgaben stammen aus dem Bereich der traditionellen Gesundheitsmassage. Sie haben Auswirkungen auf innere Kreislaufregulierungen und Spannungsverhältnisse im Körper.
- Das Training der körperlichen Fähigkeiten ist maßgeblich dafür, ob eine bestimmte (Kampf-)Handlung vom Körper ausgeführt werden kann.
- Übungen für körperliche Fähigkeiten: 02, 05, 08, 11, 14, 17, 20, 23, 26, 29
3. Ausdauer
Die sogenannte Ausdauer ist die Fähigkeit des Körpers, einer anhaltenden konstanten Belastung standzuhalten, indem die Wiederherstellung der Energiereserven optimiert wird. Die zehn Ausdauerübungen sind auf Körperbewegungen unter eigener Gewichtsbelastung ausgerichtet, und speziell für die Optimierung der Körpergelenke zusammengestellt.
Die Rolle der Hormone im traditionellen Verständnis (Somatropin, Adrenalin, Insulin)
Bereits zu Zeiten, in denen die Funktionsweise von Hormonen in der westlichen Medizin noch unbekannt war, erkannten die alten Freikämpfer deren Bedeutung. Das für die damalige Zeit außergewöhnliche Verständnis über die Hormone Somatropin, Adrenalin und Insulin ist die traditionelle Grundlage der Einteilung von Leistung in Reaktionsvermögen, körperliche Fähigkeiten und Ausdauer.
- Somatropin (Wachstumshormon): Dieses Hormon fördert das Wachstum und die Regeneration von Muskeln und Gewebe. Es verbessert die Fähigkeit des Körpers, neue Muskelstrukturen zu bilden, was direkt zu einer Steigerung der körperlichen Fähigkeiten führt.
- Adrenalin (Stresshormon): Adrenalin erhöht das Reaktionsvermögen und die kognitive Wachsamkeit in stressigen Situationen. Es befähigt den Körper, schneller auf plötzliche Impulse zu reagieren. Im Rahmen der 30 Übungen wird die Adrenalinausschüttung durch zehn spezifische Reizübungen stimuliert.
- Insulin (Zuckerhormon): Insulin reguliert den Energiehaushalt des Körpers und spielt eine wichtige Rolle für die Ausdauer. Durch die Umwandlung von Zucker in Energie stellt Insulin sicher, dass die Muskulatur ausreichend Energie erhält. Zehn der 30 Übungen verbessern die kontinuierliche Belastungsfähigkeit und optimiert die Ausdauer.
Moderne Perspektive: Sportwissenschaftliche Betrachtung der 30 Übungen
Aus moderner, sportwissenschaftlicher Sicht kann man die 30 Übungen als Herz-Kreislauftraining auf der Basis von Körpereigengewichtsübungen (Bodyweight-Exercises) beschreiben. Es leistet jedoch wesentlich mehr als das
1. Cardio-Training
Mit den 30 Übungen lässt sich die aerobe Fitness allgemein verbessern. Darüber hinaus wird die Ausdauer der Muskulatur gesteigert, indem die Durchblutung optimiert wird. Dies kann ein erster Schritt sein, um die anaerobe Toleranz zu fördern und die Geschwindigkeit zu steigern, ohne zu übersäuern (Laktat-Steady-State). Kohlenhydrate sind die Hauptenergiequelle, die bei diesem Training umgesetzt wird. Da weder Geräte noch sonderlich viel Platz benötigt werden, eignen sich die 30 Übungen hervorragend als Cardio Training für zuhause.
2. Koordinative Fähigkeiten
Bei den 30 Übungen geht es auch um die Bildung von koordinativen Fähigkeiten, wie Differenzierungsfähigkeit (Muskelanspannungsgefühl), Reaktionsfähigkeit (auf Impulse reagieren), Kopplungsfähigkeit (aneinander gereihte Bewegungen), Rhytmisierungsfähigkeit (Jede Bewegung hat ihren eigenen Rhytmus), die Fähigkeit sich räumlich zu orientieren, Umstellungsfähigkeit (z.B. von defensiv auf offensiv, auch Anpassungsfähigkeit genannt). Ebenso geschult werden das Gleichgewichtsfähigkeit und die Bewegungsfertigkeiten.
3. Konditionelle Fähigkeiten
Die konditionellen Fähigkeiten, also sowohl Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer als auch Flexibilität (Beweglichkeit) werden mit den 30 Übungen grundlegend verbessert. Die Leistungsfähigkeit des Körpers wird allgemein positiv beeinflusst. Zu den Anpassungserscheinungen (Bereich Schnelligkeit) des Organismus können, bei kontinuierlicher Ausübung, Verbesserungen der Antizipation, der intermuskulären Koordination, der optimalen Beschleunigung und der neuromuskulären Koordination gehören. Zusätzlich können mit den 30 Übungen eine Vermehrung der Energiespeicher, die Zunahme der Enzymaktivitäten und Anstiege der muskulären Kontraktionsgeschwindigkeiten erzielt werden.
4. Bewegungsmuster
Jede sportliche Betätigung führt zu einer Programmierung im motorischen Gedächtnis. Die Bewegungssteuerung entsteht über Befehle des Nervensystems am beteiligten aktiven Bewegungsapparat (an die Muskulatur). Das Ablaufmuster bleibt konstant, auch wenn das Technikprogramm schneller oder langsamer, intensiver oder weniger intensiv ausgeführt wurde. Die 30 Übungen wurden aus traditionellen Kampf- und Massagetechniken entwickelt. Die wiederholte Ausführung der motorischen Bewegungen fördert die Einprägung von kampfrelevanten Bewegungsmustern durch indirekt erzielte Muscle Memory Effekte.
Was noch trainiert wird (Geheimnisse der alten Lehrer)
In früherer Zeit mussten sich Pahuyuth-Schüler bei einem Lehrer bewerben, indem sie sich beispielsweise als Tempelnovizen (Dek Wat, Kirchenkind) betätigten. Anfänglich wurden diese Schüler lediglich zur Probe aufgenommen, um zunächst ihren Charakter und ihr Gedankengut zu prüfen. Dabei vermittelten die alten Lehrer zwar den Einblick in das Kampfwissen, jedoch keine erkennbaren Kampftechniken. Erst in einer späteren Phase entschied der Lehrer, ob und in wieweit es ihm möglich sei, dem Schüleranwärter die erbetenen Kenntnisse zu vermitteln und ihn als vollwertigen Schüler (Grüngurt) aufzunehmen und auszubilden.
Die alten Pahuyuth Lehrer ließen jene Probeschüler (Gelbgurt) unter anderem Körperaufbauübungen machen, in denen verschiedene Kampftechniken und andere Geheimnisse versteckt waren. Drei Beispiele für indirekt vermitteltes Wissen und versteckte Nebeneffekte in den 30 Übungen haben wir in nachfolgenden Videos festhalten.
Prävention von Sparringskopfschmerzen
Durch die regelmäßige Durchführung von Übung 9 gewöhnt sich der Körper an einen erhöhtem Hirndruck (ICP), wie er unter anderem häufig nach einigen Kopftreffern entstehen kann. Dem gerade bei Anfängern weit verbreiteten „Sparringskopfschmerz“ kann mit dieser Übung vorgebeugt werden.
Bitte beachte, dass diese Übung der Vorbeugung von solchen Kopfschmerzen und nicht der Behandlung von Gehirnerschütterungen dient. Wenn Du regelmäßig an trainingsbedingten Gehirnerschütterungen leidest, solltest Du Deine Abwehr bzw. Dein Training überdenken und/oder einen Arzt zu konsultieren.
Handgelenksstärkung für Bare-Knuckle Boxen
Durch die regelmäßige Durchführung von Übung 13 werden unter anderem Handgelenke, Bänder und Sehen gestärkt. Dies ist besonders hilfreich, wenn man beabsichtigt ohne handgelenksunterstützende Handschuhe und Bandagen kämpfen zu wollen, wie es beispielsweise im MUAI der Fall ist.
Weitere Übungen zur Stärkung der Handgelenke sind Übung 2 (Liegestütze auf den Fingerspitzen). Das fürs Bare-Knuckle Boxen relevante Öffnen und Schließen der Hände wird hingegen mit Übung 5 geschult.
Bitte beachte, dass keine dieser Übungen eine saubere Schlagtechnik ersetzt.
Stärkere Fußgelenke für bessere Kicks
Durch die regelmäßige Durchführung von Übung 15 werden unter anderem Fußgelenke, Bänder und Sehen gestärkt. Dies ist besonders hilfreich, wenn man beabsichtigt Kicks oder Knietechniken zu erlernen.
Weitere Übungen zur Stärkung der Fußgelenke sind Übung 26 und 27 (vor allem für die Außenbänder der Sprunggelenke). Für Kicks wie den Parallelkick (LS-01-08) bzw. Roundhouse-Kick bietet sich insbesondere Übung 18 an.
Bitte beachte, dass keine dieser Übungen eine saubere Knie- oder Kicktechnik ersetzt.
Fazit
Die 30 Übungen des Pahuyuth erlauben zwei wertvolle Blickwinkel auf dasselbe Thema einzunehmen und führen zu einem umfassenden Verständnis der körperlichen Leistungsfähigkeit. Sportwissenschaftliche Studien bestätigen die Wirksamkeit von Körpergewichtsübungen, die bereits von den alten Freikämpfern praktiziert wurden, insbesondere im Bereich der funktionellen Fitness.
Schon vor Jahrtausenden erkannten die alten Freikämpfer, welche körperlichen Faktoren entscheidend für die kämpferische Leistung sind, und entwickelten ein einzigartiges Modell. Die 30 Übungen verbessern Reaktionsvermögen, körperliche Fähigkeiten und Ausdauer und werden so sowohl traditionellen als auch modernen Ansprüchen gerecht.