Archivtext: Lugsidt
Auf dieser Seite teilen wir einen Archivtext aus dem Jahr 1998, der tiefe Einblicke in historische Lehren und traditionelle Weisheiten bietet.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Lugsidt und Lehrer-Schüler-Verhältnis: Der Begriff „Lugsidt“ beschreibt einen Probeschüler ohne festes Lehrverhältnis, der Wissen auf unstrukturierte Weise erhält.
- Verschiedene Lehrerrollen: Lehrerpersönlichkeiten können Eltern, Geister oder indirekte Einflüsse sein, die Wissen durch verschiedene Formen von Unterweisung vermitteln.
- Bedingungen für den Unterricht: Schüler müssen bestimmte charakterliche Voraussetzungen erfüllen, um für die Lehre der thailändischen Kampfkunst (Pahuyuth) zugelassen zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Beitragsdetails
Titel: Archivtext: Lugsidt
Autor: Pahuyuth
Kategorien: Archiv, Lugsidt, PAHUYUTH
Schlagwörter: Kampfkunst, Lehrer-Schüler-Verhältnis, Lugsidt, Probeschüler, traditionelle Weisheit
Lugsidt
Der Begriff Lugsidt stammt von der gebräuchlichen Bezeichnung der Gläubigen aus den buddhistischen Tempeln, die den Mönch als Weisenden, und den buddhistischen Glauben als ihre individuelle Lehre akzeptieren und ehren.
Die Unterscheidung zwischen Schüler (Nagrien) und Lugsidt besteht darin, dass der Schüler an einer schematisch konstanten Unterrichtsstruktur teilnimmt, im Gegensatz zum Lugsidt, der Wissen aus unbestimmten Gebieten vermittelt bekommt, und bei dem keine Kontinuität im Verhältnis zwischen ihm und dem Lehrer besteht.
Der Unterricht hat sowohl allgemeinen als auch individuellen Charakter. Er besteht aus alltäglichen Beziehungen, aus Verehrung, aus Aufklärung, aus Seelsorge sowie auch aus Beratung. Daher kann die Persönlichkeit zu der sich der Lugsidt bekennt auch ein Mönch, eine Gottheit oder ein Geist sein, und ist nicht zwangsläufig auf den Lehrer als Person beschränkt.
Die Gläubigen, die sich bei einem Besuch von dem Mönch die buddhistische Lehre vermitteln lassen, Opfergaben (Tambunn) bringen, oder magische Schutzpatrone (buddhistische Amulette) erhalten, bezeichnen sich auch unmittelbar als sein Lugsidt.
Vor den Gottheiten und Geistern, die der Gläubige verehrt, und um deren magische Kräfte er zum Schutz bittet, empfindet er sich als Lugsidt berufen.
Andererseits wird auch der Gastschüler, der bei einem anderen Lehrer lernt und auch ein indirekter Schüler, der durch Nachahmung von Persönlichkeiten oder aus anderen Wissensquellen für sich alleine übt, als Lugsidt bezeichnet.
Nach den Angaben aus alttraditionellen Gebetstexten über den Lugsidt, finden sich dort ebenfalls Verweise auf den Zusammenhang zu den Lehrerpersönlichkeiten:
Ich bete zu den Lehrerpersönlichkeiten Kru Srie Treirat, Kru Schid, Kru Nüg, Kru Tack, Kru Lakjam und Kru Pieh.
- Kru Srie Treiradt (Die drei heiligen Lehrer): Ursprung sind die drei hinduistischen Gottheiten Pra Prom (Gott des Universums), Pra Visnuh (Gott der Schöpfung) und Pra Naray (Kriegsgott), die nach der buddhistischen Definition wiederum Pra Puth (Buddha), Pra Tahm (buddhistischer Lehrer) und Pra Sohng (Mönch), als die drei heiligen Lehrer bezeichnet werden.
- Kru Schid (Der Lehrer der unmittelbaren Nähe): Gemeint sind Eltern und Erzieher bzw. Pflegeeltern, die dem Kind, in diesem Fall dem Lugsidt, das Wissen aufgrund ihres Beiseins direkt vermitteln.
- Kru Nüg (Der Gedankenlehrer): Er beschreibt dem Lugsidt das Gedankengut, welches dieser wiederum durch Denken, Erinnerung an das Wissen oder den Zusammenhang für sich gewonnen hat.
- Kru Tack (Der Hinweislehrer): Durch Zufälle im Alltag, von Fremden, die dem Lugsidt unmittelbar durch Ratschläge oder Wissen, Hinweise erteilen.
- Kru Lakjam (Der Diebeslehrer): Legendäre Persönlichkeiten, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nach ihrem Ableben hinterlassen haben oder der Lehrer einer Lehrstätte, die mit dem Lugsidt in keinem direkten Schüler- Lehrerverhältnis stand. Das Wissen und Können werden ohne Erlaubnis oder Zustimmung des Lehrers diebisch an sich genommen, wodurch es zu dieser Bezeichnung gekommen ist.
- Kru Pieh (Der Geisterlehrer): Die verstorbenen Persönlichkeiten oder Lehrer, die dem Lugsidt durch Träume oder Visionen, das Wissen und die Fähigkeiten vermitteln.
Nach der Überlieferung aus dem Tamrab Pichaisonkram, und der Legende von Tam Kuhaswan, wird der Status des Lugsidt als einseitiger Schülerstatus definiert, der noch vor Beginn der fachspezifischen Unterrichtung, aufgrund des ungeklärten Verhältnisses zwischen Lehrer und Schüler, besteht.
In dieser Zeit wird der Lugsidt seinen Willen, bzw. seine Eigenschaft als Schüler, die für das spätere Erwerben des Wissens der thailändischen Kampfkunst bestimmt ist, dem Lehrer gegenüber darlegen, bzw. seine Bereitschaft zum Ausdruck bringen.
Der Lehrer hat nach seinem pädagogischen Grundsatz das Wissen und die Fähigkeiten, seine Schüler zu unterrichten (Nahh Tieh Kru = Lehreraufgaben). Andererseits sind die Schüler (Nagrien) bzw. Lugsidt erst dann als seine Schüler zu bezeichnen, wenn aus seiner Sicht die Erfüllung von Lehreraufgaben für den Schüler, bzw. Lugsidt, für ihn als zumutbar festgestellt wurde.
Andererseits kann durch zwingende Notwendigkeit, wie z.B. beim Kriegsausbruch oder notgedrungen zur Selbstverteidigung, wie im Beispiel der Geschichte von Muhbahn Bangrajann, der unverbindliche Schülerstatus (Lugsidt) eintreten.
Die Menschen dort hatten nicht die erforderliche Zeit, um die Bereitschaft als Schüler zu zeigen, bzw. den Lehrer nach ihrer Überzeugung auszusuchen, geschweige denn das gesamte Kampfkunstwissen strukturiert erlernen zu können. Notgedrungen, weil der Schutz des Lebens und der Freiheit es erforderte, mussten sie mindestens das erlernbare Wissen annehmen. Sie waren keine ordentlichen Schüler, jedoch bekamen sie das Wissen als Notunterricht erteilt.
Diese beiden Möglichkeiten zeigen, unter welchen Umständen die Unterrichtung an Nichtschüler, bzw. Schüler im unverbindlichen Schülerstatus (Lugsidt), unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, wenn sie im Einklang mit den pädagogischen Grundsätzen steht.
Hieraus resultierend, entwickelte sich das Unterrichtsangebot als Vorstufe, bzw. Probe, in den Fachgebieten des Kampfkunstwissens. Seitdem hat man den Begriff Lugsidt, als Probeschüler der thailändischen Kampfkunst definiert.
Bewerbung
In der Regel wird der Bewerber Hinweise und Empfehlungen über die Kenntnis sowie die Fähigkeiten der Lehrerpersönlichkeit erhalten, was ihn dann zu seinen Bemühungen für die Bewerbung veranlasst.
Die Grundlage für das Schüler / Lehrer- Verhältnis besteht daraus, dass der Schüler seinen Willen (Beabsichtigung) zum Erlernen dem Lehrer gegenüber offenbart, und der Lehrer auf der anderen Seite, auf der Basis seines pädagogischen Könnens, dem Schüler die Fähigkeit (Wissen und Beherrschung) ermöglicht.
Der offenbarte Willen des Bewerbers ist das Ergebnis seines eigenen und persönlichen Denkprozesses, den er nach außen hin zum Ausdruck bringt. Der Hintergrund, bzw. die inneren Ziele des Betroffenen, die sowohl positiver als auch negativer Natur und Vorstellung sein können, sind wiederum von seinem eigenen verfügbaren Wissen, und von der zuvor geprägten Denkstruktur abhängig.
Die Aufnahmebedingung bestimmt, dass der Schüler seinen Willen gegenüber dem Lehrer bekundet. Dies bedeutet, dass sein nach außen gebrachter Ausdruck (das Ergebnis seines Denkprozesses), den Willen bezüglich seiner Bewerbung und Lernbereitschaft signalisiert, und er ebenso seine eigene Verfügbarkeit, die seine Eigenschaft als Schüler mitdefiniert, gewährleistet.
Somit ist der bekundete Wille des Bewerbers der Beginn seines Schülerstatus, bzw. der nicht mehr vorhandene Wille die Beendigung. Demzufolge findet die Ablehnung eines Schülers nicht statt, sofern und solange er die Eigenschaften eines Schülers besitzt.
Auf der anderen Seite verpflichtet sich der Lehrer durch seinen abgelegten Eid in seiner Eigenschaft, dem Schüler die Fähigkeit zu vermitteln.
Ein Lehrer ist eine unterrichtende Persönlichkeit, die über pädagogische Fähigkeiten verfügt, was ihn jedoch nicht an eine Unterrichtung von vorhandenen Schülern oder jedweder anderer Personen bindet.
Sein Wissen und die von ihm erteilten Fähigkeiten, haben lediglich einen darlegenden, bzw. empfehlenden Charakter, für deren Annahme durch den Schüler keinerlei Verpflichtung besteht.
Ein alter thailändischer Spruch sagt:
Der Lehrer ist im Vergleich wie ein Klo, das zur Entsorgung bereitsteht. Der Bedürftige kann das Klo frei wählen, jedoch ist er gleichzeitig auch in der Situation, sich selbständig dorthin bewegen zu müssen.
Der Lehrer kann seine Schüler nicht bestimmen. Umgekehrt kann der Schüler sich aber die Persönlichkeit seines Lehrers aussuchen. Der pädagogische Grundsatz eines Lehrers ist seine Unterrichtsbereitschaft.
Sofern der Wunsch des Schülers ihn ausgesucht hat, wird er ihn unterrichten, bzw. sein verfügbares Wissen an ihn vermitteln.
Aufnahmebedingungen
Die Erfüllung der Aufgaben als Lehrer im Bereich des Kampfkunstwissens, ist wiederum an zwei Bedingungen geknüpft, die bestimmen, ob und welcher Art ein realisierbares Unterrichtsverhältnis zustande kommt.
Die erste Bedingung ist die Erfüllung des Schöpfungszieles, welches die thailändische Kampfkunst zur Verbreitung hinterlassen hat.
Die zweite Bedingung bezieht sich auf die pädagogischen Hindernisgründe, die aus der erforderlichen Lehrfähigkeit und Lehrverfügbarkeit bestehen, um die Verwirklichung der Lehreraufgaben gewährleisten zu können.
Die Schöpfer und Lehrerpersönlichkeiten der Kampfkunstvorfahren, hatten durch gedankliche Auseinandersetzung und die daraus gewonnene Erfahrung erkannt, dass nicht bei allen Bewerbern der Wille allein als Eigenschaft um Schüler zu sein genügt, um das Wissen der Kampfkunst vermittelt zu bekommen.
Die Vereinbarkeit zwischen den Zielen, die dieses Wissen mühsam geschaffen hat, welche durch die Verteidigung von Leben und Freiheit gekennzeichnet und charakterisiert sind, und den hintergründigen Zielen des Schülers selbst, sind unübergehbar mitzubetrachten.
Die Unvereinbarkeit von hintergründigen Zielen der Schüler mit dem Kampfkunstwissen, besteht aus drei Kategorien, die als niederwertige Gedanken (Deraschahn Jitta) bezeichnet werden.
1.) Lo Phah Jitta (Habgieriger Hintergrund)
Die hintergründige Absicht zur Erlangung von Kampfwissen, welche durch Habgier und dem Drang nach Erhabenheit getrieben und gekennzeichnet ist. Bedingt durch die Faszination, begehrt der Schüler nur das Erlangen des Kampfwissens, ohne das Ziel, einen anderen persönlichen Nutzen daraus zu ziehen, was offensichtlich weder für ihn selbst von Nutzen ist, noch die spätere Weitergabe des Wissens absehbar erwarten lässt.
In einem solchen Fall vergleicht man die Vergabe des Wissens mit dem Auffüllen eines Gefäßes ohne Boden. Weder mit einem geschickten Handgriff, noch mit einem scharfen Verstand könnte durch unermüdliches Füllen jemals ein volles Gefäß entstehen.
Als gleichwertig betrachtet man das Begehren von Wissen, welches mit dem Hintergrund der Selbstverherrlichung angestrebt wird. Die Selbstverherrlichung ist lediglich eine äußere Präsentationsform, die nur die sichtbaren Wissensbestandteile erfordert. Das Interesse, bzw. die Eigenschaft des Schülers, wäre nicht nur unvollständig vorhanden um seine Fähigkeiten durch die Lehreraufgaben erfüllen zu können, vielmehr würde auch die Möglichkeit für den Nutzen im Sinne des Schöpfers beeinträchtigt werden.
Der Vergleich für diesen Fall beschreibt einen Käufer, der begehrte Ware zum Zweck seiner eigenen Repräsentation und für seinen Ruhm aussucht, wobei ihm demzufolge das am dringendsten benötigte fehlt.
2.) To Sahh Jitta (Hintergrund von bösen Gedanken)
Personen mit dem Charakter eines Wilden, die heftige Reaktionen bei der Lösung von Problemen bevorzugen, bezeichnet man als die Träger von bösartigen Gedanken.
Die Herkunft ist häufig im Umfeld dieser Personen zu suchen, die mit diesem Vorbild im Heranwachsen geprägt worden sind. Würde man ihnen die Kampffähigkeit vermitteln, so würde dies das Gleiche bewirken, wie die Zugabe von Brennstoff in ein offenes Feuer.
Die Personen, die zu Unrecht die Macht anstreben oder zu ihr gelangt sind, tragen zwangsläufig die hintergründigen Gedanken von Eroberung und Zerstörung in sich. Hätten sie die Macht dann inne, würden sie ihre Erhaltung und Vergrößerung zweifelsfrei mit der gleichen Vorgehensweise durchsetzen, mit der sie sie erlangt haben.
Hier handelt es sich um die Träger von bösartigem Gedankengut, was einen Angriff auf die Zwecke der Schöpfer darstellt, wodurch eine Unterrichtung abzulehnen ist.
3.) Aah Katahh Jitta (Hintergrund von Rachegedanken)
Einer der häufigsten Hintergründe findet sich in der Absicht, das Kampfwissen für die Handlung eines Racheaktes zu benutzen. Dabei kann es sich um die Person selber handeln, oder auch um Angehörige, bzw. sonstige Personen, denen durch einen Angriff von Anderen, während sie wehrlos waren, eine Niederlage zugeführt wurde. Hier soll nun die Kampffähigkeit für den Akt der Genugtuung eingesetzt werden.
Unabhängig von dem Resultat dieses fremden Angriffs, ob es sich dabei um einen Sieg, einen Schaden oder eine Niederlage handelt, ist dieser Angriff in jedem Fall bereits abgeschlossen. Die Handlung in Form eines Racheaktes ist nichts anderes, als das Eingehen eines neuen Kampfes bzw. Angriffs, der weder als Verteidigungsaspekt, noch in sonst einem anderen Sinne vor den Gedanken der Schöpfer gerechtfertigt werden kann.
Auch das bereits geschehene wird durch die Rache nicht mehr beeinflusst. Vielmehr wird aber durch sie eine neue Kette von Ereignissen mit zusätzlichen Folgen, wie auch immer diese aussehen mögen, gestartet.
Die Gedanken von Rache sind rein emotionale Empfindungen, die das Aufnahmevermögen für den Lernprozess beeinträchtigen, und durch welche im Kampf die eigene Niederlage herbeigeführt wird.
Aus der Sicht eines Lehrers, der seine Lehreraufgaben zu erfüllen hat, ist dadurch kein Erfolg zu erwarten. Letztlich steht der Lehrer somit vor einer unerfüllbaren Aufgabe.
Unvereinbarkeit
Mit dem offenbarten Willen dem Lehrer gegenüber, tritt der Bewerber unabhängig von seiner hintergründigen Absicht, automatisch in den Status eines Probeschülers (Lugsidt) ein.
Die drei Unvereinbarkeiten der hintergründigen Absicht (die niederwertigen Gedanken-Deraschahn Jitta), gelten zwar als Unterrichtshindernis, werden jedoch nicht mit dem sofortigen Ausschluss bewertet.
Nach pädagogischer Erkenntnis, sind die hintergründigen Gedanken in jener Form, durch äußere Umstände beeinflusst oder geprägt worden. So ist es genauso gut möglich, sie durch Aufklärung, bzw. Selbstprüfung wieder zu beseitigen, vorausgesetzt, der Bewerber, bzw. Probeschüler (Lugsidt), hat die vorhandene Bereitschaft dazu.
Die Herkunft von niederwertigen Gedanken (Deraschahn Jitta):
1.) Gammahh Nisaih (Der Schicksal – Charakter)
Hierbei handelt es sich um das Umfeld, in dem die Person mit den nieder- wertigen Gedanken lebt, in dem es herangewachsen ist, und welches seinen allgemeinen und praktischen Umgang ausmacht.
Die Gewissheit der eigenen Person, und auch die Unterscheidung durch die vorherrschende Gleichheit, wird so gehemmt. Dadurch hat die Person keine Möglichkeit eine Betrachtung der Situation nach vollzogener Unterscheidung durchführen zu können.
Die Hauptursache ist überwiegend in dem sozialen Umfeld zu suchen, welches durch den Kampf um das Leben und Überleben, die psychische Auseinandersetzung nicht zulässt.
Vielmehr benutzen die Personen primitive physische Reaktionen als Lösungsalternativen für ihre Alltagsproblematiken. Die Einfachheit dieser physischen Lösungsalternativen beeinflusst den Betroffenen in der Weise, dass sich dieses Vorgehen als eigener Charakter festsetzt.
2.) Tukka Nisaih (Der unglückliche Charakter)
Der unglückliche Charakter äußert sich in Form von niederwertigen Gedanken, bedingt durch eigene Erfahrungen, und dem Vergleich der betroffenen Person mit den allgemeinen Empfindungen, die die Gesellschaft als Gut und Böse unterschieden hat.
Die Guten stehen in der gesellschaftlichen Realität häufig als die Opfer da, während die Bösen als Jäger und erfolgreiche Sieger identifiziert werden. Diese Realität steht zwar nicht für alle Fälle dieser Regel, jedoch ist sie meistens der Anfang von einem Prozess von auftretenden Ereignissen.
Je nach der Intensität des erlebten Ereignisses, werden die Gedanken mit der negativen (böse) Seite assoziiert, was soweit führen kann, dass letztlich nur diese negative Seite als die einzig existierende Realität aufgefasst wird und damit die niederwertigen Gedanken manifestiert sind.
3.) Vittahh Nisaih (Der Wissens – Charakter)
Die Bezeichnung des Vittahh Nisaih, kommt von dem Wissensumfang der Person, welcher sich schematisch mit seiner Erziehung und seinem Heranwachsen eingeprägt hat.
Ein Beispiel für die Prägung von Habgier, wie sie sich in der Gesellschaft findet, ist die Zuordnung und Gewährung von Privilegien, bedingt und gemessen an dem Grad der Machtstufe (Ruhm).
Bei der Prägung von dem Bösen, wird die Durchsetzung des Willens mit der Androhung von physischer Bestrafung oder Zerstörung im praktischen Alltag vollzogen.
Ein anderes Beispiel ist die Prägung von Rache. Die Gesellschaft hat durch ihre vorherrschenden Gesetze zwar eine Selbstjustiz, bzw. einen Racheakt verboten, doch gleichzeitig vermittelt sie auch die Empfindung, dass die Umsetzung der sogenannten ausgleichenden Gerechtigkeit durch sie selbst gefördert und durch die Justiz in die Tat umgesetzt wird, und mehr noch, dass dazu sogar eine Pflicht besteht.
Durch diese Beispiele wird ersichtlich, dass die Vorgehensweise, kontinuierlich auf die gleiche Art und Weise zu verfahren, dieses als selbstverständliche Denkstruktur nach den Regeln und Beispielen der Gesellschaft dastehen lässt.
Durch die Einprägung einer solchen Denkstruktur, die gegen eine persönliche und individuelle Entwicklung arbeitet, ergibt sich eine Sichtweise, wie aus einer Einbahnstraße heraus, was dann zu der Problematik des Einzelnen führt.
von Plaitamin
20.09.1998
Fazit
Der Archivtext beleuchtet die tief verwurzelte Tradition des „Lugsidt“ in der thailändischen Kampfkunst und Spiritualität. Er zeigt, dass das Lehrer-Schüler-Verhältnis auf individuellen Voraussetzungen basiert und keine starre Struktur verfolgt. Stattdessen wird Wissen durch verschiedene Lehrerpersönlichkeiten, einschließlich Eltern, Geistern oder durch Zufall, vermittelt. Wichtig ist jedoch, dass Schüler eine gewisse geistige Reife und eine saubere innere Motivation mitbringen, um das Wissen verantwortungsvoll zu erlangen. Der Text verdeutlicht, dass wahres Lernen oft informell geschieht und eine klare Verbindung zwischen Lehrer und Schüler voraussetzt.