Typologie des DAB
Thai-Schwerter (DAB) sind weltweit einzigartig und mit keiner anderen Schwertart verwandt. Sie gehören zu den armlangen, einhändig geführten und einseitig geschliffenen Blankwaffen und sind in drei gleichlange Abschnitte unterteilt.
Schwertgesicht und Schwertfang
Der erste ist das sogenannte Schwertgesicht (Schwäche), das von der Spitze der Klinge aus etwa ein Drittel der Klingenlänge misst. Es wird vor allem zum Angriff verwendet. Der untere Klingenbereich (Stärke) wird als Schwertfang bezeichnet und dient zur Abwehr. Während die scharfe Seite der Klinge zum Hacken, Schneiden oder Reißen verwendet wird, kann der stumpfe Rücken des Schwertes zur materialschonenden Abwehr von Angriffen und zum Zertrümmern von Knochen verwendet werden. Bei manchen Schwertern befinden sich auf der Klinge ein eingravierter Schriftzug oder Symbole, denen eine magische Wirkung nachgesagt wird.
Stahl und Schnitthaltigkeit
Bedingt durch die geringe Reinheit und Qualität des südostasiatischen Stahls neigen diese Schwerter seit je her zu einem verhältnismäßig starken Verschleiß. Ein aggressives Aneinanderschlagen der Klingen wird daher vermieden. Ein Thai-Schwert ist kein Hammer – folglich wird die Schlagkraft des gegnerischen Angriffs vorzugsweise zur Repositionierung der eigenen Klinge und zur Schlagkraftgewinnung für Konterangriffe genutzt. In Kriegszeiten wurden Schwertklingen gelegentlich durch verwesende Leichen oder Exkremente gezogen, um die Wirkung der Klinge durch das Leichengift und bakterielle Infektionen zu verstärken.
Parierscheibe
Zwischen Klinge und Schwertgriff befindet sich manchmal ein sehr kleines Stichblatt. Ein Handschutz ist bei Freikämpferschwertern nicht vorgesehen, da dieser das Führen des Schwertes beeinträchtigen würde. Anders als bei anderen Schwertkampfarten liegt zwischen einem Schwertkämpfer und der Klinge seines Gegners ausschließlich das kämpferische Vermögen und das Geschick desjenigen der das Schwert führt.
Schwertgriff und Griffende
Der Schwertgriff (Gehilz) umfasst ein weiteres Drittel des Schwertes und dient der Balance. Traditionell verfügt das Schwert über einen runden Griff, der sicheren Halt und einen flüssigen Wechsel der Griffart (Klinge oben oder unten) ermöglicht.
Den Abschluss bildet das Griffende (Pommel), welches bei manchen Schwertern mit einem soliden Stahlknauf verstärkt wird. Stiche mit der Schwertspitze (Ort) sind wegen der Krümmung der meisten Schwerter und der oft breit zulaufenden Klingenspitze eher unüblich. Stattdessen wird vorzugsweise mit dem Griffende gestochen bzw. zugestoßen. Man sagt, es seien im Laufe der Zeit mehr Menschen durch den Knauf als durch die Klinge eines solchen Schwertes gestorben.
Schwerthülle
Die Schwerthülle (Scheide) besteht üblicherweise aus Hartholz und kann aufgrund ihrer hohen Stabilität zur Abwehr und zum Angriff genutzt werden. Die ursprüngliche Form des Kampfes mit dem Doppelschwert wird mit der Hülle in der einen und dem Schwert in der anderen Hand ausgeführt. Das an der Hülle angebrachte Seil dient vor allem zu Transportzwecken und zur Sicherung der Schwerthülle. Bei Lehrerschwertern können die quer verlaufenden Bänder oder Striche ein Hinweis auf die bereits absolvierten Lehrjahre sein.
Balance und Handhaltung
Thai-Schwerter sind nicht kopflastig sondern ausgewogen. Sie werden nahe am Balancepunkt des Schwertes gehalten. Dies sorgt für eine hohe Drehgeschwindigkeit und ermöglicht komplexe Bewegungsmuster durch Richtungsänderungen. Daumen, Zeigefingeransatz und Zeigefinger fungieren dabei als Drehachse, während das Öffnen und Schließen der Hand den Drehschwung erzeugt. Schwerthiebe können somit nicht nur aus dem Arm bzw. der Körperdrehung, sondern auch aus der Hand bzw. dem Handgelenk erzeugt werden.