Loi Krathong Vorführungen (Niederlande, 1980er)

Auf dieser Seite teilen wir einige Vorführungen, die im Rahmen eines Loi Krathong Festivals während der 1980er Jahre in den Niederlanden gezeigt wurden.

📅  2022-10-08  /  📝  2025-02-20  /  📖    /  ⏱️  8 Min.

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  • Vorführungen und Live-Demonstrationen trugen in den 1980er Jahren entscheidend zur Bekanntmachung und Verbreitung thailändischer Kampfkünste und Kultur im Westen bei.
  • Die Freikämpfer des Pahuyuth spielten eine zentrale Rolle bei der Etablierung thailändischer Kampfkünste in Europa und ebneten den Weg für spätere Trainer, Vereine und Verbände.
  • Die Vorführungen demonstrieren nicht nur thailändische Kampfkunst, sondern auch den kulturellen und rituellen Kontext, der für das Verständnis der Kampfkünste im Westen von zentraler Bedeutung war.

Titel: Loi Krathong Vorführungen (Niederlande, 1980er)

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Über die Loi Krathong Vorführungen

Auf dieser Seite präsentieren wir Videoaufnahmen besonderer Vorführungen, die im Rahmen des Loy Krathong Festivals in den 1980er Jahren in den Niederlanden stattfanden. Die gezeigten Videos dokumentieren eine Zeit, in der thailändische Kampfkünste, Kampfsport und Selbstverteidigung im Westen noch weitgehend unbekannt waren. Durch diese Darbietungen wurde einem westlichen Publikum erstmals ein Einblick in die traditionellen Kampftechniken und kulturellen Rituale aus Thailand ermöglicht. Gleichzeitig trugen sie zur Förderung des kulturellen Austauschs sowie des Tourismus in Thailand bei. Das Berliner Muai-Thai Studio spielte dabei eine zentrale Rolle und leistete Pionierarbeit, die den Weg für viele Trainer, Vereine und Verbände in Europa ebnete.

DAB Schwerttanz

Die traditionellen Schwerttänze (Ram Dab) entstammen ursprünglich Freikämpfer-Ritualen, die zur Kriegsvorbereitung genutzt wurden und eng mit dem Saiyasart verbunden sind. Bereits die Glie-Kämpfer nutzten diese magischen Rituale, um sich vom weltlichen Leben zu verabschieden und Ahnen sowie Geister um Schutz und Unterstützung zu bitten.

Im Laufe der Zeit entwickelten sich aus diesen Ritualen Tänze, die Geschichten erzählten, Geheimbotschaften übermittelten, herausragende Persönlichkeiten ehrten (siehe „Der Fluch des König Naresuan“) oder sogar bei Hinrichtungen eingesetzt wurden (siehe „Phi Hua Khat“).

Erst in der Neuzeit entstanden daraus über verschiedene Abspaltungen die rituellen Kampftänze, die etwa aus dem Muay Thai (siehe Ram Muay) bekannt sind, die folkloristischen Schwerttanzformen des Krabi Krabong oder die Volkstänze des Fon Jerng Dab (ฟ้อนเจิงดาบ) aus der Region Lanna.

Der in diesem Video gezeigte Schwerttanz (Ram Dab) ist eine besondere Rarität. Zum einen handelt es sich um eine der ersten aufgezeichneten Schwerttanzvorführungen außerhalb Thailands, zum anderen zeigt er die unveränderte Originalform, die bei heutigen Krabi Krabong-Praktizierenden oft nur in stark verkürzter oder nachgeahmter Version überliefert wurde.

Geübte Zuschauer können in diesem Video die zugrunde liegenden Schwertkampftechniken erkennen und möglicherweise eine verborgene Botschaft in den Bewegungen entschlüsseln.

GRABONG Stocktanz

Die rituellen Stocktänze der Freikämpfer (Ram Grabong) beruhen auf denselben Prinzipien wie die Schwerttänze. Sie dienten ursprünglich der Kriegsvorbereitung durch magische Rituale und demonstrieren die meisterhafte Beherrschung der Stockkampftechniken des jeweiligen Kämpfers.

Der Stockkampf im GRABONG erfordert eine perfekte Harmonie zwischen Körper und Langstock, die sich im Kampf nicht gegenseitig behindern dürfen. Dies setzt verschiedene Handhabungs- und Drehtechniken voraus, die aus jeder Körperposition präzise ausgeführt werden können.

Im Gegensatz zu artistischen Stockdrehtechniken wie Jonglieren, Spinning oder dem Einsatz von Feuerstäben zeichnet sich GRABONG durch die Kunst aus, einen schweren Langstock so geschickt zu führen, dass er weich wie ein Seil erscheint und dadurch die gegnerische Verteidigung mühelos durchdringt.

Der in diesem Video gezeigte Stocktanz wurde von Krabi Krabong-Praktizierenden oft nur in einer stark vereinfachten oder nachgestellten Version weitergegeben. Anders als bei den folkloristischen Stocktänzen der Thai oder schaukampforientierten Vorführungen (z.B. aus dem Kung Fu) wird im ursprünglichen Ram Grabong kein leichter Show-Stock aus Bambus, Rattan oder Aluminium verwendet, sondern ein schwerer Kriegsstock.

Einen solchen Langstock präzise und sicher zu führen, ohne sich selbst oder andere zu gefährden, erfordert ein besonders hohes Maß an Können und Erfahrung.

DAB Schwertkampf Demonstration

Die beiden Schwertkämpferinnen im Video zählen zu den ersten westlichen Personen, die die Kunst des traditionellen Schwertkampfs (DAB) erlernen durften und damit einen besonderen Platz in der Geschichte der Kampfkünste einnehmen.

Das Video zeigt ihre beeindruckende Beherrschung der Schwertführung, des rituellen Wai Kru und des Ram Daab. Wer genauer hinsieht, erkennt, dass sie gezielt darauf trainiert wurden, den Gegner zu treffen und zu verletzen, statt lediglich Bewegungen in die Luft zu schlagen oder die Klingen aneinander prallen zu lassen, wie es in Schaukampfstilen oder dem Krabi Krabong oft der Fall ist.

DAB-Schüler lernen zunächst mit nur einem Schwert zu Kämpfen (1:1). Später erfolgt die Hinzunahme eines zweiten Schwertes (siehe Dab Song Mue). Als höchste Form des traditionellen Schwertkampfes gilt jedoch die einhändige Schwertform (siehe DAB NARESUAN), bei der vorzugsweise mit nur einem Schwert gekämpft wird (1:1 und 1:2). Ein erfahrener DAB-Kämpfer beherrscht daher den Umgang sowohl mit einem als auch mit zwei Schwertern (bzw. einer Schwerthülle).

Ursprünglich war geplant, für diese Vorführung Stahlschwerter zu nutzen, doch aufgrund der niederländischen Vorschriften mussten stattdessen hölzerne Trainingsschwerter eingesetzt werden.

MUAY / MUAI Demonstration

In diesem Video präsentieren Schüler von Master Toddy’s Muay Thai Academy gemeinsam mit unseren Muai-Schülern aus Berlin ihre Fähigkeiten im Muay Thai und Muai. Diese Schüler gehörten zu den ersten nicht-thailändischen Kämpfern überhaupt und nehmen daher einen besonderen Platz in der Entwicklung beider Kampfkünste ein.

Die freundschaftliche Zusammenarbeit bei dieser Vorführung verfolgte das Ziel, dem westlichen Publikum nicht nur die Existenz thailändischer Kampfkünste näherzubringen, sondern auch die wesentlichen Unterschiede zwischen dem modernen Kampfsport Muay Thai und der traditionellen Kampfkunst Muai herauszustellen.

Diese Unterschiede zeigen sich sowohl in der verwendeten Schutzausrüstung (Boxhandschuhe beim Muay Thai, Bandagen beim Muai, siehe Bare-Knuckle) und der Bekleidung (Boxhosen im Muay Thai, traditionelle Dreiviertelhosen im Muai) als auch in rituellen Elementen wie dem Mongkon und dem Wai Kru. Zudem spiegeln sich die Unterschiede im technischen Spektrum wider, das den verschiedenen Zielsetzungen von Kampfsport und Kampfkunst entspricht.

Deutlich wird auch die Abgrenzung zu Muay Boran, das erst etwa ein Jahrzehnt nach dieser Vorführung entwickelt wurde.

LING LOM Demonstration

Das sogenannte LING LOM (Affe-Luft bzw. Luftaffe) ist auch über vierzig Jahre nach dieser Vorführung eines der bestgehüteten Geheimnisse der Kampfkunstwelt. Nur eine Handvoll Menschen hat diese anspruchsvolle Kampfkunst jemals erlernt, was vor allem den hohen physischen und psychischen Anforderungen geschuldet ist.

Ling Lom zeichnet sich durch einen hohen Anteil an Bodenkampf aus, der jedoch stets auf hartem Untergrund – etwa Asphalt, Beton oder, wie in diesem Video, auf einem Bühnenboden – trainiert und ausgeführt wird. Die ausgeklügelten Fall- und Rolltechniken des Pahuyuth ermöglichen es, diesen Kampf stil sicher und verletzungsfrei auch auf solchen Oberflächen zu praktizieren.

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von Ling Lom gegenüber Kampfsportarten wie Muay Thai oder MMA sind die Grapplingtechniken (Grifftechniken bzw. Grifffesttechniken), die auf dem Wissen des Sart Bambatgay über die Anatomie und die Belastungsgrenzen von Muskulatur, Knochen und Gelenken basieren. Aus der Umkehr von heilsamen Massagetechniken entstanden diese speziellen Grifftechniken, bei denen Kenner der traditionellen Thaimassage in diesem Video sicher einige Parallelen entdecken können.

Ursprünglich war geplant, bei dieser Vorführung einen umfassenderen Einblick in die Techniken von Ling Lom zu geben. Doch auf Wunsch des Veranstalters wurde eine gekürzte Version gezeigt, die sich stärker auf Muai konzentrierte – ähnlich wie in den frühen Vorführungen auf Volksfesten, die später zur Entstehung des Muay Thai bzw. Muay Veti führten.

Rückblickend bietet dieses Video einen seltenen Einblick in den historischen Übergang von den komplexen Techniken des Ling Lom über die vereinfachten Formen des Dtie Muai hin zum Muay Thai vor einigen Jahrhunderten.

Der spontan eingefügte, frei improvisierte, Schwertkampfteil mit echten Stahlschwertern (!) am Ende der Vorführung sorgte schließlich für einigen Ärger mit den niederländischen Behörden.

Fazit

Die vorliegenden Videos aus den 1980er Jahren dokumentieren eine historische Phase der Entwicklung thailändischer Kampfkünste im Westen und deren kulturelle Verbreitung. In einer Zeit, als Kampfkunst aus Thailand noch weitgehend unbekannt war, trugen Vorführungen wie diese maßgeblich zur Sensibilisierung und zum Verständnis der thailändischen Kultur und Kampftechniken bei. Sie förderten nicht nur das Interesse am Muay Thai, sondern bereiteten auch den Weg für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit traditionellen Kampfkünsten wie dem Pahuyuth. Diese Vorführungen, einschließlich des Schwert- und Stocktanzes sowie des Ling Lom, boten Einblicke in authentische Techniken und Rituale. Die Beteiligung des Muai-Thai Studios in Berlin-West, das später zur Pahuyuth Schule wurde, war wegweisend für die Verbreitung dieser Kampfkünste in Europa. Das Video stellt damit nicht nur eine Demonstration der Techniken dar, sondern auch ein wichtiges Zeitdokument, das den kulturellen Austausch und die Etablierung thailändischer Kampfkunst in Europa in den 1980er Jahren festhält.

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