Gürtel und Gurtstufen im Pahuyuth

Pahuyuth verfügt über ein einzigartiges, traditionelles Gurtsystem. Hier findest Du Fakten und Hintergründe über dieses Thema.

📅  2018-12-04  /  📝  2025-02-20  /  📖    /  ⏱️  12 Min.

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  • Das Pahuyuth Gurtsystem dient nicht der Hierarchiebildung, sondern der Kenntlichmachung des individuellen Wissensstandes und der persönlichen Entwicklung.
  • Die Graduierungen spiegeln sowohl technische Fertigkeiten als auch die mentale Reife wider, die durch Prüfungen und Weitergabe des Wissens nachgewiesen werden.
  • Zertifikate oder Prüfungsgebühren gibt es nicht, da die Graduierung im Pahuyuth auf persönlichem Wachstum und tatsächlicher Kompetenz basiert und nicht als Statussymbol dient.

Titel: Gürtel und Gurtstufen im Pahuyuth

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Gürtel und Gurtstufen – die Graduierungen im Pahuyuth

Pahuyuth verfügt über ein einzigartiges, traditionelles Gurtsystem. Anders als in anderen Kampfkünsten und Kampfsportarten wird dadurch jedoch keine hierarchische Struktur vorgegeben. Die Gurte im Pahuyuth dienen lediglich der Kenntlichmachung des aktuellen Kenntnisstandes des Trägers innerhalb seiner Disziplin.

Übersicht der Gurtstufen

Das Pahuyuth Gurtsystem umfasst die folgenden Stufen:

Diese Stufen sind Teil eines dualen Vermittlungsprinzips, das sowohl die technische Qualifikation (physischer Lernaspekt) als auch die Trägerwürdigkeit (psychischer Lernaspekt) abdeckt.

Das duale Vermittlungsprinzip

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Das Pahuyuth Vermittlungskonzept verfügt über physische und psychische Lernaspekte. Bei den Prüfungen wird in technische Qualifikation und Trägerwürdigkeit unterschieden.

Bei der technischen Qualifikationsprüfung wird die fachliche Kompetenz (physischer Lernaspekt) getestet. Bei den Trägerwürdigkeitsprüfungen werden der Entwicklungsstand eines Kämpfers im Sinne der psychischen Selbsteinstellung (psychische Lernaspekte) bzw. dessen individueller Charakter getestet.

Die Abnahme der technischen Qualifikation erfolgt durch den Lehrer oder einen qualifizierten Prüfer. Die Abnahme der Trägerwürdigkeitsprüfung erfolgt durch das Kollegium der Graduierungsträger.

Zusätzlich zum dualen Vermittlungsprinzip wurde das Kampfwissen des Pahuyuth in drei aufeinanderfolgende Lernabschnitte gegliedert: Vorstufe (Lugsidt), Schülerstufe bzw. Lernstufe und Vermittlerstufe.

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Die Gurtstufen im Detail

Gelbgurt – Probeschüler

In früheren Zeiten mussten sich Pahuyuth-Schüler bei einem Lehrer bewerben, indem sie sich beispielsweise als Tempelnovizen (Dek Wat, Kirchenkind) betätigten. Anfänglich wurde jeder dieser Schüler lediglich zur Probe aufgenommen, um zunächst seinen Charakter und sein Gedankengut zu prüfen.

Dabei vermittelten die alten Lehrer zwar den Einblick in das Kampfwissen (z.B. durch Konditionsübungen), jedoch keine konkreten Kampftechniken, um einen möglichen Missbrauch zu verhindern. Erst in einer späteren Phase entschied der Lehrer, ob und inwieweit es ihm möglich sei, dem Novizen die erbetenen Kenntnisse zu vermitteln und ihn als vollwertigen Schüler aufzunehmen.

In Anlehnung an die buddhistischen Gewänder der Tempelnovizen tragen Pahuyuth-Schüler der Vorstufe (Lugsidt Todlong) auch heute noch einen goldgelben Gurt.

Grüngurt – Schüler der Anfängerstufe

Pahuyuth war stets die Kampfmethode der einfachen Leute, die in etlichen kriegerischen Konflikten das Kampfwissen gegen zumeist stärkere Gegner fortentwickelt haben. In Kriegszeiten wurden einfache Bürger, Bauern und Fischer zur Verteidigung des Landes in die Armee einberufen und nach dem Ende der Auseinandersetzungen wieder entlassen.

Zu Ehren dieser Krieger tragen Pahuyuth-Schüler der Basisstufe eine smaragdgrüne Gurtfarbe, die an den Wald und an ländliche Gegenden erinnern soll. In der Anfängerstufe lernen die Schüler die elementaren Grundtechniken der von ihnen gewählten Kampfdisziplinen.

Weißgurt – Schüler der Aneignungsstufe

Das Kampfwissen des Pahuyuth wird traditionell mit einem reinen, weißen Tuch verglichen, das sich erst durch seine Verwendung verfärbt. Weißgurtträger sollen dadurch an den Unterschied zwischen Wissen und dessen Nutzung erinnert werden.

Schüler der Aneignungsstufe verfeinern ihre Grundtechniken und beginnen mit der Entwicklung ihres eigenen Kampfstiles, insbesondere durch die Weitergabe und Vermittlung ihrer erlangten Kenntnisse an jüngere Schüler.

Schwarzgurt – Schüler der Anwendungsstufe

In früheren Zeiten galten die Träger des schwarzen Gurtes als Vollstrecker und besonders ausgebildete Kämpfer (Spezialeinheiten). Im philosophischen Wesenskern ist mit dieser Farbe jedoch vor allem der eigene Schatten gemeint, aus dem die Schüler der höheren Stufe hinaustreten mögen.

Schüler der Anwendungsstufe spezialisieren ihre Techniken und erlangen Selbsterkenntnis durch die Weitergabe und Vermittlung ihres Wissens.

Blaugurt – Angehender Lehrer

Die Farbe Blau wird oft mit herrschaftlicher Obrigkeit und Adel gleichgesetzt. Im Pahuyuth steht Blau jedoch vielmehr für die Verantwortung als Kämpfer und als Mensch. Blaugurte sind in ihrer jeweiligen Disziplin vollendete Kämpfer, die keinen Schülerstatus mehr innehaben, jedoch auch noch keine Lehrer sind.

Rotgurt – Lehrer

Seit jeher war rot die Farbe des Volkes und des Blutes. Zu Ehren all jener, die für den Frieden und die Freiheit gestorben sind, tragen Pahuyuth-Lehrer einen roten Gurt. Ein Lehrer im Verständnis des Pahuyuth ist niemals ein „Meister“ oder „Herrscher“ über seine Schüler, sondern immer ein einfacher, erfahrener Kämpfer, der sein Wissen bereitwillig teilt.

Die Rolle des Lehrers gleicht der eines Fährmanns, der selbst bereits einen reißenden Strom überquert hat und nun anderen bei ihrer Überfahrt behilflich ist.

Gelbgrüngurt – Sondergraduierung

Der Gelbgrüngurt ist eine Sondergraduierung für aufgenommene Schüler, die das vierzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Gelbgrüngurte haben alle Rechte und Pflichten eines Grüngurtes. Lediglich ein kurzer gelber Streifen am Ende ihres Grüngurtes weist auf ihren besonderen Status hin.

Keine Urkunden, Zertifikate oder Prüfungsgebühren

Das traditionelle Prüfungssystem des Pahuyuth basiert ausschließlich auf faktisch vorhandenem Fachwissen und Kompetenz im Bereich des Pahuyuth bzw. in dessen Teilbereichen.

Es kennt zwar Gurte und Gurtstufen und damit einhergehende Prüfungen, jedoch gibt es keinerlei Urkunden, Zertifikate oder Prüfungsgebühren, da diese im Gegensatz zum eigentlichen Kampfwissen keine kämpferische Relevanz haben. Einzig der von einem Pahuyuth-Lehrer stets unentgeltlich verliehene Gurt bestätigt den gegenwärtigen Kenntnisstand des jeweiligen Trägers.

Die Existenz von Gurten und Gurtstufen begründet jedoch weder eine wie auch immer geartete Hierarchie, noch ist sie dazu gedacht oder dazu geeignet, als Rangabzeichen oder als Statussymbol zu dienen, da dies den Freiheits- und Gleichheitsprinzipien der Freikämpfer widersprechen würde.

Training auf Augenhöhe – beim Pahuyuth sind alle Menschen gleichwertig.

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Das unabhängige Zertifizierungsmodell

Der Hintergrund dieses unabhängigen Zertifizierungsmodells ist, dass es im Verständnis des Pahuyuth niemals um die gegenseitige Verleihung von Urkunden oder um die Errichtung einer gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Struktur geht, sondern ausschließlich um die Vermittlung von potenziell lebensverlängerndem Fachwissen.

Ein Pahuyuth Kämpfer trägt seine eigentliche Graduierung immer in sich, weil das Wissen zu einem Teil von ihm geworden ist. Er erkennt dadurch auch mühelos jene, die lediglich vorgeben, über dieses Wissen zu verfügen, es aber nicht besitzen.

Eine echte Pahuyuth Graduierung kann daher niemals erschlichen, gekauft oder geschenkt, sondern immer nur verdient werden!

Fazit

Das Pahuyuth Gurtsystem ist einzigartig und dient nicht der Errichtung von Hierarchien, sondern der Verdeutlichung des individuellen Wissensstandes und der persönlichen Entwicklung. Es unterscheidet sich von herkömmlichen Systemen durch seinen Fokus auf Verantwortung, Freiheit und die Ablehnung von Statussymbolen. Jede Gurtstufe spiegelt eine bestimmte Phase des Lernprozesses wider, in der physische Fertigkeiten und mentale Reife gleichermaßen geschult werden. Die Graduierung ist dabei nicht nur ein äußerliches Zeichen, sondern vielmehr eine innere Errungenschaft, die ausschließlich durch harte Arbeit und persönliches Wachstum verdient werden kann.

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