Die Geschichte des Pahuyuth in drei Kapiteln

Ein Blick auf die Entwicklung des Pahuyuth von den alten Freikämpfern über den Untergrund bis zu den Freikämpfern der Moderne.

📅  2018-12-28  /  📝  2025-02-24  /  📖    /  ⏱️  8 Min.

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  • Pahuyuth entstand etwa um 2500 v. Chr., als die frühen Tai gegen chinesische Besetzer Widerstand leisteten. Das Wissen verbreitete sich mit der Migration nach Süden.
  • Nach der Hinrichtung von König Tak Sin 1782 zogen sich die alten Freikämpfer aus Angst vor Verfolgung in den Untergrund zurück. Das Wissen wurde nur noch im Geheimen gelehrt.
  • Im Jahr 1952 wurde das Pahuyuth reformiert, und seit 1975 wird es in Berlin wieder offen gelehrt, um das Wissen und die Kultur der Freikämpfer zu bewahren und es weiterzuentwickeln.

Titel: Die Geschichte des Pahuyuth in drei Kapiteln

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Die Geschichte des Pahuyuth

Pahuyuth ist eine der ältesten Kampfkünste der Welt mit einer Geschichte, die sich über Jahrtausende erstreckt. Vom Widerstand der frühen Tai gegen Besetzer, über die Zeit im Verborgenen, bis hin zur Wiederbelebung in der Moderne – Pahuyuth steht für Freiheit und Unabhängigkeit. In diesem Beitrag erfährst Du, wie sich Pahuyuth in drei Etappen entwickelt hat: von den frühen Freikämpfern, über den Rückzug in den Untergrund, bis hin zur modernen Pahuyuth-Schule in Berlin.

Pahuyuth geschichte drei kapitel

Kapitel 1: Die alten Freikämpfer – Vom ersten Widerstand bis zum Rückzug

Die erste Erwähnung des Pahuyuth reicht zurück bis ca. 2500 v. Chr., als die frühen Tai (Thai) sich gegen die Besetzung durch die Chinesen zur Wehr setzten. Dabei entdeckten sie die Grundlagen der Kampfkunst, des Saiyasart (Wahrheitswissen) und des Sart Bambatgay (traditionelle Heilkunde). Diese drei Wissensgebiete bildeten die Basis für die Freikämpfer und spielten eine zentrale Rolle in ihrem Leben – sowohl im Kampf als auch in spiritueller und gesundheitlicher Hinsicht.

Im Zuge ihrer Völkerwanderung nach Süden nahmen die Thai das Wissen mit in das Gebiet des heutigen Thailands. Dabei war das Wissen der alten Freikämpfer jedoch nicht nur auf das Thai-Volk beschränkt.

Seit jeher gab es bei den Freikämpfern Angehörige verschiedener Ethnien und Herkünfte. Nicht selten wurden entlaufene Sklaven, Leibeigene oder Deserteure in den Reihen der Freikämpfer aufgenommen und erhielten dadurch eine Chance auf ein Leben in Frieden und Freiheit.

Allen Freikämpfern gemein war ihre Neigung zur Staatsferne. Sie lebten oft abseits der Gesellschaft und mieden staatliche Kontrolle. Zwar waren sie als paramilitärische Kräfte stets zur Stelle, um das Land gegen Invasoren zu verteidigen, doch sie waren selten Teil des regulären Militärs und hatten kein Interesse an politischen Ämtern. Diese Unabhängigkeit prägte ihre Kultur und ihren Lebensstil maßgeblich.

Statt im regulären Militär zu dienen zogen sie es vor, ihren Lebensunterhalt als namenlose Söldner (daher die Bezeichnung „Freie Kämpfer“ bzw. „Freikämpfer“) oder Wanderheiler zu bestreiten. Einige lebten abgeschieden in der Wildnis (Ruesi) oder zogen sich als Mönche in Tempel zurück.

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Kapitel 2: In den Untergrund – Der Rückzug der Freikämpfer

Über Jahrhunderte hinweg waren die alten Freikämpfer maßgeblich an der historischen Entwicklung Südostasiens beteiligt. Etliche Schlachten und Feldzüge konnten mit ihrer Hilfe gewonnen und das Land erfolgreich gegen Invasoren verteidigt werden.

Mit der Hinrichtung von König Tak Sin im Jahr 1782 n. Chr. endete die Ära der alten Freikämpfer. Aus Angst vor politischen Verfolgungen zogen sich die wenigen noch verbliebenen Freikämpfer (Pahuyuth) aus dem Licht der Öffentlichkeit zurück und gingen in den Untergrund.

Westliche Einflüsse und die steigende Anzahl europäischer Söldner mit modernen Schusswaffen im Land führten viele der alten Lehrer zu der Ansicht, dass ihr Wissen nicht mehr länger gebraucht werden würde. Etliche von ihnen nahmen ihre Geheimnisse mit ins Grab. Diejenigen, die weiterhin lehrten, taten dies im Geheimen und fernab des königlichen Hofes.

Zu dieser Zeit wurde das Wissen von Lehrer zu Schüler meist nur mündlich weitergegeben, um es vor Verrat und Verfolgung zu schützen. Durch geheime Lehrmethoden und eine strenge Schülerauswahl wurde das Wissen im Verborgenen bewahrt und weitergegeben.

Pahuyuth, die uralte Kampfkunst des Volkes, verschwand nach und nach aus dem Licht der Öffentlichkeit und wurde zu einer Legende der Vergangenheit. Die Existenz der alten Freikämpfer und ihre Bedeutung für das Schicksal des Landes wurde aus den Geschichtsbüchern getilgt.

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Kapitel 3: Die Freikämpfer der Moderne – Von der Reformation bis heute

Nachdem das Pahuyuth über 170 Jahre lang ausschließlich im Verborgenen existierte, war es nahezu aus dem kollektiven Gedächtnis der Thai verschwunden. Die wenigen, die noch von den Freikämpfern wussten oder ihnen begegnet waren, konnten oder wollten nicht darüber sprechen.

1952 entschied ein Konvent der letzten verbliebenen Pahuyuth-Lehrer, die Kampfkunst zu reformieren und für zukünftige Generationen zu bewahren. Dies legte den Grundstein für das heutige Lehrkonzept.

Eine Freikämpfergeneration später, im Jahr 1975, siedelte ein Pahuyuth-Lehrer von Thailand nach Deutschland über und gründete in Berlin eine öffentlich zugängliche Schule. Frei von den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Einflüssen Südostasiens konnte hier eine neue Generation von Pahuyuth-Freikämpfern heranwachsen – die Freikämpfer der Moderne.

Dies war der Beginn der Pahuyuth Schule in Berlin (damals noch Muai-Thai Studio), die bis heute besteht. Ihr Zweck ist der Schutz und die Weitergabe des überlieferten Freikämpferwissens durch Aufklärung und Unterrichtung. Sie ist weltweit die einzige Lehrstätte, an der Pahuyuth in seiner vollen Tiefe gelehrt und praktiziert wird – sowohl auf traditionelle Weise als auch unter Einsatz moderner Methoden.

Seit 2021 erfolgt die Lehrtätigkeit nicht mehr nur in Berlin. Stattdessen ist ein weltweites Studium über modernen Hybrid- und Online-Unterricht ermöglicht. Damit können Interessierte aus aller Welt Pahuyuth erlernen und sich als Freikämpfer qualifizieren. Das Ziel bleibt, das überlieferte Wissen der Freikämpfer zu bewahren und weiterzuentwickeln – für die Gegenwart und für die Zukunft.

Fazit

Die Geschichte des Pahuyuth ist die Geschichte eines ständigen Wandels: vom ursprünglichen Widerstand der frühen Tai, über den Rückzug in den Untergrund bis hin zur heutigen Weltoffenheit in Berlin und in den digitalen Medien. Das Pahuyuth zeigt sich als flexible Kampfkunst, die sich trotz vieler Widrigkeiten überdauert hat und bis heute authentisch gelehrt wird. Es steht als Symbol für die Freiheit, die Fähigkeit zur Anpassung und die Innovationskraft der damaligen und heutigen Freikämpfer.

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