Wie viele Schwertarten gibt es? Eine funktionelle Einordnung

Schwerter lassen sich weltweit in vier Haupttypen einteilen – basierend auf Funktion, Form und Einsatzort. Hier ist ein systematischer Überblick.

📅  2025-04-22  /  📝  2025-04-22  /  📖    /  ⏱️  10 Min.

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  • Schwerter unterscheiden sich funktional je nach Umgebung, Form und Kampftechnik.
  • Es gibt vier übergreifende Grundtypen mit klaren Einsatzprofilen.
  • Die Form folgt immer der Funktion – nicht der Kultur oder Herkunft.

Titel: Wie viele Schwertarten gibt es? Eine funktionelle Einordnung

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Einleitung

Ob in historischen Armeen, moderner Kampfkunst oder der Popkultur: Das Schwert zählt zu den bekanntesten Nahkampfwaffen der Menschheit. Doch die Vielfalt an Formen und Begriffen kann verwirrend sein. Dieser Beitrag basiert auf dem Wissen des DAB und bietet einen verständlichen Einstieg in die funktionelle Klassifikation von Schwertarten – unabhängig von Herkunft, Design oder Ästhetik, sondern rein nach Zweck und Einsatzweise.

Vier funktionale Grundtypen von Schwertern

So unterschiedlich Schwerter auch aussehen mögen – sie lassen sich anhand ihrer Verwendung und der Umgebung, für die sie gedacht sind, in funktionelle Kategorien einordnen. Die folgende Übersicht zeigt vier Grundtypen, die sich nicht durch kulturelle Herkunft oder optische Gestaltung definieren, sondern durch ihren konkreten Einsatzzweck im Kampf.

  1. Schlagschwert (Typ: Gerade, massiv, beidhändig oder lang)
  2. Schneidschwert (Typ: Einseitig geschliffen, oft leicht gebogen)
  3. Reiterschwert (Typ: Stark gekrümmt, leicht, schnell)
  4. Individualschwert (Typ: Kurz, hybrid, angepasst)

Jeder dieser Typen bringt ein charakteristisches Bewegungsspektrum mit sich – mit spezifischen Stärken, Schwächen und technischen Möglichkeiten. Wer die Form eines Schwertes funktionell einordnen kann, versteht nicht nur seinen Ursprung, sondern kann im Kampf auch schneller erkennen, was ein Gegner mit seiner Waffe tun kann – und was nicht.

mittelalterlicher Ritter–in Kettenhemd und Rüstung–mit geradem Schwert–kampfbereite Haltung–düstere Regenstimmung

1. Schlagschwert (Typ: Gerade, massiv, beidhändig oder lang)

Diese Schwerter wurden für rohe Durchschlagskraft entworfen. Ihre gerade und meist zweischneidige Klinge ermöglicht kraftvolle Hiebtechniken, die gezielt auf die Zerstörung von Rüstung und Knochen abzielen. In Regionen mit weichem oder nachgiebigen Untergrund – etwa Nord- oder Mitteleuropa – konnten diese Waffen in manchen Situationen auch als improvisierte Stütze dienen – ähnlich einem stabilen Gehstock. Ihre Nutzung erfordert weniger technisches Feingefühl, dafür aber körperliche Stärke und ein sicheres Gespür für Rhythmus und Timing im Schlagabtausch.

Traditionelle Bezeichnung:

  • Dab Gra-Thaek (ดาบกระแทก) – „Schlagendes Schwert“

Einsatzweise:

  • Durch Schwerkraft unterstützter Hieb
  • Kraftübertragung über Schulter und Hüfte
  • Ideal gegen Rüstung oder robuste Ziele

Typische Merkmale:

  • Lang, gerade, oft zweischneidig
  • Massiv, mit hohem Eigengewicht
  • Einsatz in offenen, weiten Gefechtsräumen

Beispiele:

  • Europäische Langschwerter
  • Wikinger- oder Bastardschwerter
  • Chinesische Jian in robuster Ausführung
asiatischer Kämpfer–mit Muskelshirt und Kurzschwert–kampfschrei–Dschungelkulisse–dynamische Haltung

2. Schneidschwert (Typ: Einseitig geschliffen, oft leicht gebogen)

Schneidschwerter sind die typischen Waffen dicht bewachsener, schwer zugänglicher Regionen – etwa in Südostasien oder Ostasien. Ihr Aufbau ist auf Präzision und Wendigkeit ausgelegt. Statt auf Wucht setzen sie auf geschmeidige Schnittbewegungen, die aus einer Kombination von Hüfte, Beinachsen und insbesondere dem Handgelenk gespeist werden. Der enge Raum – etwa zwischen Bäumen, im Dickicht oder in Gebäuden – begünstigt kürzere, leichtere Klingen, die schnell gezogen und geführt werden können. Ihre Nutzung verlangt Koordination, Technikverständnis und strategische Platzierung im Raum.

Traditionelle Bezeichnung:

  • Dab Chüean-Fan (ดาบเฉือนฟัน) – „Schneidendes Schwert“

Einsatzweise:

  • Ziehender Schnitt mit hoher Klingenführung
  • Präzise Durchtrennung von weichem Gewebe
  • Effektiv in engen, unübersichtlichen Umgebungen

Typische Merkmale:

  • Leicht gekrümmte Klinge
  • Einseitige Schneide
  • Kürzer als Schlagwaffen, einhändig geführt

Beispiele:

  • Katana (Japan)
  • Dao (China)
  • Thai-Schwerter (Thailand)
Reiterkrieger–mit gebogenem Säbel–auf Galoppierendem Pferd–Rüstung und Helm–Schlachtfeld mit Rauch und Speerträgern im Hintergrund

3. Reiterschwert (Typ: Stark gekrümmt, leicht, schnell)

Reiterschwerter wurden speziell für den Einsatz auf dem Pferderücken entwickelt. Ihre charakteristisch gebogene Klinge erleichtert das Ziehen und Zuschlagen im Galopp – besonders gegen Gegner zu Fuß. Die Schwungkraft der Reitbewegung wird durch die gebogene Klinge optimal in einen gleitenden Hieb umgesetzt. Viele dieser Schwerter verfügen über eine ausgeprägte Spitze, die auch Stichtechniken erlaubt, jedoch meist weniger präzise als bei geraden Waffen. Ihre Technik basiert auf Geschwindigkeit, Bewegungskontrolle und klarer Linienführung.

Traditionelle Bezeichnung:

  • Dab Phok-Kan (ดาบพกกัน) – „Gürtelschwert“ / Reiterschwert

Einsatzweise:

  • Einhändiger Hieb vom Pferderücken
  • Fließende Bewegungen mit Schwung
  • Vorwiegend gegen ungeschützte Ziele

Typische Merkmale:

  • Sehr starke Klingenkrümmung
  • Schwerpunkt weit hinten zur schnellen Führung
  • Oft mit schmaler, spitzer Klinge für Schnitt und Stoß

Beispiele:

  • Shamshir (Persien)
  • Talwar (Indien)
  • Säbel (Europa/Kavallerie)
junge Frau–mit individuellem Fantasy Schwert–entschlossener Ausdruck–Wind im Haar–bedrohlicher Himmel–Kampfszene

4. Individualschwert (Typ: Kurz, hybrid, angepasst)

Diese Kategorie umfasst alle Formen von Schwertern, die sich aus praktischen oder sonstigen Gründen nicht klar einordnen lassen. Oft handelt es sich dabei um improvisierte, modifizierte oder regional stark angepasste Klingen. Diese Schwerter spiegeln die Persönlichkeit oder das Umfeld ihres Trägers wider und sind meist Ergebnis direkter Erfahrungswerte im Kampf. Sie entstehen z. B. aus landwirtschaftlichen Werkzeugen, kurzen Macheten oder weiterentwickelten Kampfmessern. Ihre Anwendung ist oft intuitiv, flexibel und situationsabhängig – gerade deshalb aber nicht minder effektiv.

Traditionelle Bezeichnung:

  • Dab Chintanakan (ดาบจินตนาการณ์) – „freiformbasiertes / individuelles Schwert“

Einsatzweise:

  • Improvisiert, angepasst an Nutzer oder Umfeld
  • Kombination aus Schneiden, Stoßen, Hebeln
  • Oft für schnelle Wechsel zwischen Griffarten

Typische Merkmale:

  • Kompakt, oft asymmetrisch oder hybrid
  • Entstanden aus Werkzeugen, Messern oder Sonderanfertigungen
  • Persönlich angepasst an Stil und Technik

Beispiele:

  • Machete (Südamerika)
  • Kukri (Nepal)
  • Fantasy-Schwerter oder individuelle Varianten

Warum diese Typologie sinnvoll ist

Diese funktionale Einteilung bietet einen pragmatischen Ansatz, Schwerter jenseits kultureller Bezeichnungen oder romantischer Vorstellungen zu verstehen. Sie zeigt: Nicht Herkunft oder Name sind entscheidend, sondern Form, Einsatzort und Bewegungsprinzip. So lassen sich auch moderne Replikas oder Trainingswaffen besser zuordnen – egal ob im Dojo, auf der Bühne oder im Reenactment.

Abgrenzung: Was nicht berücksichtigt wird

Diese Typologie orientiert sich nicht an historischen Schulen, Design-Details oder klassischer Heraldik. Sie versteht das Schwert als Werkzeug und legt den Fokus auf den praktischen Einsatz – unabhängig von Zeit, Herkunft oder Prestige.

Fazit

Schwerter sind so unterschiedlich wie die Situationen, in denen sie eingesetzt werden. Wer die vier funktionellen Grundtypen kennt, versteht besser, warum bestimmte Formen in bestimmten Umgebungen entstanden sind – und wie sie am effektivsten genutzt werden können. Systeme wie das DAB im Pahuyuth zeigen, dass sich solche Prinzipien auch bewusst verbinden und weiterentwickeln lassen. Statt sich auf eine feste Form zu beschränken, orientiert sich das DAB an der Funktion – und steht damit exemplarisch für ein anpassungsfähiges, durchdachtes Schwertsystem.

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