Kurzgeschichte: Eine Geschichte von Jemand und Niemand

Eine Kurzgeschichte über Jemand, Etwas und Nichts – sowie die paradoxe Freiheit, ein Niemand zu sein.

📅  2025-08-18  /  📝  2025-08-18  /  📖    /  ⏱️  5 Min.

Kurzgeschichte Eine Geschichte von Jemand und Niemand Featured
  • Eine Pahuyuth-Kurzgeschichte aus dem Jahr 2024
  • Parabel über das Streben nach Etwas und das Wesen des Nichts

Titel: Kurzgeschichte: Eine Geschichte von Jemand und Niemand

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Eine Geschichte von Jemand und Niemand

Es war einmal ein Jemand, der unbedingt Etwas sein wollte. Um Etwas zu sein, musste er ständig etwas tun, denn nur so konnte er beweisen, dass er ein Jemand und kein Niemand war. Tagein, tagaus beschäftigte er sich damit, Etwas zu tun und sein Etwas zu mehren und freute sich, wenn andere Jemande sein Etwas sahen und ihn für Jemand hielten.

Eines Tages hörte Jemand von einem Niemand, der dafür bekannt war, von Nirgendwo herzukommen, nirgendwo hinzugehen und von Niemandem Nichts erlernt zu haben. Dieser Niemand sollte angeblich Nichts haben, nichts wollen und vor allem von Nichts wissen.

“Das muss wohl Etwas Besonderes sein”, dachte Jemand und beschloss, sich zu Niemand zu begeben, um bei ihm nach Etwas zu suchen. Als Jemand jedoch bei Niemand ankam, traf er Niemanden an. Er fragte Niemand nach Etwas, aber er erhielt nur Nichts von Niemand, denn Niemand war schließlich ein Nichts, der Nichts hatte, von Nichts wusste und Nichts verstand.

„So eine Frechheit! Ich bin doch nicht für Nichts hierher gekommen!“, dachte sich Jemand. Er ertrug es nicht, einfach so Nichts von Niemand zu bekommen. Immerhin war er ja ein Jemand und kein Niemand! Jemand wurde zornig, denn er hatte einen weiten Weg hinter sich und wollte nun wenigstens Etwas dafür haben und nicht etwa Nichts von Niemand.

Der Gedanke, sich selbst im Nichts tun zu üben, gefiel Jemand nicht, denn wenn er nichts täte und sich mit Nichts beschäftigte, dann könnte er selbst ja irgendwann zu einem Niemand werden. Andere Jemande würden dann auf ihn herabschauen und ihn für einen Niemand halten, der Nichts hat, Nichts kann und Nichts versteht.

Jemand versuchte deshalb dieses und jenes zu tun, um Niemand dazu zu bewegen, ihm Etwas zu geben. Doch anstelle von Etwas erhielt Jemand immer nur noch mehr Nichts von Niemand. Frustriert und erbost drohte Jemand damit, Niemand zu Nichts zu machen, wenn er nicht bald Etwas bekäme. Doch weil Niemand bereits ein Nichts war und Nichts zu verlieren hatte, konnte Jemand aus Niemand kein Nichts mehr machen.

Vor lauter Wut entbrannt versuchte Jemand dann Etwas zu machen, um Niemand zu zwingen, endlich mit Etwas herauszurücken. Aber Niemand tat einfach Nichts und Jemand stieß daraufhin Nichts zu. Noch viele Jahre später sollte Jemand behaupten, dass Niemand ihm Nichts angetan habe. Und so war es wohl auch – denn Niemand hatte tatsächlich Nichts getan und Nichts war geschehen.

Die Jahre vergingen, und insgeheim fragte sich Jemand, ob er nicht auch ein Niemand hätte werden können, um einfach so Nichts zu tun und Nichts zu können wie ein Niemand. Aber der Gedanke, ein Niemand zu sein, ließ ihn schaudern. Er wollte viel lieber ein Jemand bleiben, denn Jemand zu sein bedeutete schließlich, etwas zu haben und etwas zu sein.

Nach seiner Begegnung mit Niemand und dem Nichts hatte Jemand erkannt, dass sein Etwas zwar etwas war, aber auch dass sein Etwas sehr schnell zu Nichts werden konnte und dennoch niemals Nichts sein würde – egal, wie sehr er auch bemühte, etwas zu erreichen.

Und so blieb Jemand ein Jemand, der Zeit seines Lebens nach Etwas strebte, während Niemand weiterhin ein Nichts war, der Nichts hatte, von Nichts wusste und Nichts verstand. Für Niemand war das Nichts schon mehr als genug, denn es lag in Niemandes Natur, nicht mehr nach Etwas zu streben, sondern einfach nur ein Niemand im Nichts zu sein. Denn Nichts kann alles sein, wenn man erkennt, dass Etwas letztendlich immer nur ein kleiner Teil von Nichts ist.

Und so endet die Geschichte von Jemand und Niemand, zwei Wesen, die zwar aus demselben Stoff gewoben sind, aber doch so verschieden in ihrem Streben nach Etwas und Nichts existieren.

Miiprai – Berlin, den 02. September 2024

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