Der Kämpfereid
In diesem Beitrag geht es um den Kämpfereid im Pahuyuth, seine symbolische Bedeutung und seine Rolle im Ausbildungsprozess der Schüler.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Der Kämpfereid symbolisiert die Werte Gleichheit, Vergebung und Verantwortung im Pahuyuth.
- Schüler und Lehrer zeigen durch Gesten ihre Bereitschaft, Kämpfen und Verzeihen in Einklang zu bringen.
- Der Kämpfereid und die Lehrerbegrüßung sind zentrale Rituale, die ethische Prinzipien und kollegiales Lernen betonen.
Inhaltsverzeichnis
Beitragsdetails
Titel: Der Kämpfereid
Autor: Pahuyuth
Schlagwörter: Ethik, Gleichheit, Kampfkunst, Lehrerbegrüßung, Pahuyuth, Philosophie, Ritual, Verantwortung, Vergebung
Einleitung: Mehr als nur ein Ritual
Der Kämpfereid ist ein wichtiges Ritual, das im Pahuyuth eine zentrale Rolle spielt. Er markiert den Abschluss des Anfängertrainings (Gelbgurtkurs). Ihn rezitieren zu können, gehört zu den Voraussetzungen für die Aufnahme in die eigentliche Schülerstufe (Grüngurt). Im Zentrum steht dabei nicht die Technik oder ein Glaubensbekenntnis, sondern die bewusste Auseinandersetzung mit den ethischen und philosophischen Werten dieser Kampfkunst.
Der Eid mahnt zu einer freiwilligen Selbstverpflichtung zu einem verantwortungsvollen Umgang mit den erlernten Kampffähigkeiten. Er steht für die Bereitschaft, das Verzeihen dem Kampf vorzuziehen, und verkörpert gleichzeitig das Prinzip der Gleichwertigkeit aller Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft oder persönlichem Hintergrund.
Der Kämpfereid dient als moralischer Orientierungspunkt innerhalb des Pahuyuth-Systems und als Zeichen der freiwilligen Zugehörigkeit zu einer kollegialen Gemeinschaft von Freikämpfern.
Was ist der Kämpfereid?
Der Kämpfereid ist ein symbolischer Akt ohne religiöse oder spirituelle Konnotation, der im Rahmen der Ausbildung durchgeführt wird, der am Ende des Anfängertrainings (Gelbgurtkurs) abgehalten wird. Sein Zweck liegt nicht in der Demonstration von Macht, Gehorsam oder Loyalität, sondern in der bewussten Entscheidung für einen ethisch verantwortungsvollen Umgang mit Kampfwissen.
Als symbolischer Akt der freiwilligen Selbstverpflichtung verbindet der Kämpfereid die innere Haltung eines Freikämpfers mit den zentralen Werten des Pahuyuth, wie Gleichwertigkeit, Vergebung, Eigenverantwortung, Unabhängigkeit und Freiheit.
Der Kämpfereid wird traditionell in einem klar definierten Ablauf von einem Lehrer oder Kursleiter vorgetragen. Dabei führen die Beteiligten bestimmte Handgesten aus, die je nach Rolle (Schüler oder Lehrer) variieren. Diese Gesten verdeutlichen den Unterschied zwischen kämpfen lernen wollen und bereits kämpfen können – sowie den bewussten Entschluss, sich dennoch für das Verzeihen zu entscheiden.
Den Kämpfereid rezitieren zu können, gehört zu den festen Bestandteilen der Lehrinhalte der Vorstufe (Gelbgurt) und bildet eine der Voraussetzungen für die Aufnahme in die Schülerstufe (Grüngurt).
Ablauf und Form des Kämpfereids
Der Kämpfereid wird traditionell von einem Lehrer oder Kursleiter angeleitet. Dieser spricht den Eid Abschnitt für Abschnitt laut vor, erklärt bei Bedarf die Bedeutung einzelner Passagen und führt die dazugehörigen Gesten vor. Die Teilnehmenden hören zu und folgen den vorgeführten Bewegungen.
Der Ablauf folgt einer festgelegten Struktur:
- Aufstellung der Beteiligten, meist in U-Form auf Augenhöhe
- Rezitieren des Eids, Abschnitt für Abschnitt
- Einnehmen der Fußstellung in V-Form, als Zeichen der Gleichwertigkeit
- Ausführen der symbolischen Handgesten, abgestimmt auf die eigene Rolle (Schüler oder Lehrer)
- Gedenkminute in Stille, zur bewussten Annahme des Gesprochenen
- Handreichen, als Zeichen des gemeinsamen Trainings innerhalb der kollegialen Gemeinschaft
Die Bewegungen sind bewusst einfach gehalten, folgen jedoch einer klaren Symbolik. Sie stehen für die Gleichwertigkeit aller Menschen, die Offenheit für neues Wissen (Fußstellung in V-Form) und die Unterscheidung zwischen dem Wunsch, kämpfen zu lernen (Schüler), und der Fähigkeit, kämpfen zu können (Lehrer).
Findet während des Kämpfereids reguläres Training im selben Raum statt – etwa durch Fortgeschrittene –, so wird dieses als Zeichen des gegenseitigen Respekts unter Kämpfern unterbrochen.
Der Kämpfereid im Wortlaut
„Wir nehmen die Füße zu einem V zusammen, denn als Menschen sind wir alle gleichwertig.
Schüler machen die linke Hand vor dem Körper zur Faust, denn sie wollen kämpfen lernen. Die rechte Hand legen sie offen darüber und bekunden somit, dass sie gewillt sind, das Verzeihen vor dem Kämpfen zu erlernen.
Lehrer machen die rechte Hand vor dem Körper zur Faust, denn sie können kämpfen. Sie legen die linke Hand offen darüber, um zu bekunden, dass sie als gelehrte Persönlichkeiten das Verzeihen ihrer Kampffähigkeit vorziehen.
Wir legen eine Gedenkminute als symbolische Geste der Akzeptanz des Gesprochenen ein und geben uns danach die Hände als Zeichen des gemeinsamen Trainierens und Unterrichts innerhalb der kollegialen Gemeinschaft.“
Der Kämpfereid im Detail
Jede Bewegung im Kämpfereid trägt eine symbolische Bedeutung. Sie dient nicht der äußeren Darstellung, sondern der bewussten Auseinandersetzung mit einer inneren Haltung. Der Eid unterscheidet zwischen zwei Rollen: dem Schüler, der lernen möchte zu kämpfen, und dem Lehrer, der bereits kämpfen kann, sich jedoch bewusst für das Verzeihen entscheidet.
Die Bedeutung des Kämpfereids für Pahuyuth-Schüler
Der Kämpfereid ist ein integraler Bestandteil der Lehrinhalte der Probeschülerphase. Die Fähigkeit, den Kämpfereid zu rezitieren, ist eine der notwendigen Voraussetzungen, um als vollwertiger Pahuyuth-Schüler (Grüngurt) aufgenommen zu werden. Der Eid stellt sicher, dass Schüler nicht nur das Kämpfen erlernen, sondern auch Selbstdisziplin und ethische Verantwortung entwickeln.
Die Fähigkeit, den Kämpfereid auswendig und inhaltlich verstanden wiederzugeben, zeigt nicht nur, dass bestimmte Trainingsinhalte beherrscht werden, sondern vor allem, dass ein gewisses Verständnis für die ethische Verantwortung im Umgang mit Kampfkunst vorhanden ist. Aus diesem Grund ist der Kämpfereid ein unverzichtbares Element unserer Ausbildung.