Archivtext: Traditionelle thailändische Massage
Auf dieser Seite teilen wir einen Archivtext aus dem Jahr 1998 über die traditionelle thailändische Massage, ihre Grundlagen, Rituale und Techniken.
📅 1998-09-20 / 📝 2025-03-26 / 📖 Archiv, SART BAMBATGAY / ⏱️ 6 Min.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Die traditionelle thailändische Massage dient der Entspannung, nicht der Heilung von Krankheiten.
- Sie verbindet kulturelle Rituale, menschliche Wärme und gesundheitliche Pflege.
- Die Massage erfolgt nach strengen Regeln und unterliegt individuellen Techniken der Masseure.
Inhaltsverzeichnis
Beitragsdetails
Titel: Archivtext: Traditionelle thailändische Massage
Autor: Pahuyuth
Kategorien: Archiv, SART BAMBATGAY
Schlagwörter: Berührung, Energiefluss, Entspannung, Holzboden, Ritual, Wohlbefinden
Traditionelle thailändische Massage
Die traditionelle thailändische Massage ist keine Heilbehandlung für Personen, die an Erkrankungen leiden, sondern eine Methode, um Alltagsbeschwerden zu lindern und abzubauen, sich zu entspannen und wohlzufühlen. Nach thailändischem Verständnis handelt es sich bei der thailändischen Massage um eine Gesundheitspflege, bei der im Idealfall psychische und physische Entspannung in angenehmer Atmosphäre, verbunden mit kulturellem Ritual und menschlicher Wärme, erlebt werden kann.
Durch ihre Bemühungen, dieses Ideal zu verwirklichen, haben die thailändischen Gelehrten verschiedene Varianten von Generation zu Generation erprobt und verbessert. Durch die Anbindung an kulturelle Glaubensrituale und das dazugehörige moralische Gedankengut ist es zu einem der bedeutendsten Kulturgüter Thailands geworden. Um dies zu erreichen, haben die Thais sich das notwendige fundamentale Wissen und ihre Erfahrung mühsam erarbeitet, was zur Entstehung der traditionellen thailändischen Massage in ihrer heutigen Form geführt hat.
Aufgrund der immensen Vielfältigkeit in Bezug auf ihre Entwicklungswege lässt sich jedoch kaum ein einheitlicher Verlauf beschreiben. Vielmehr handelt es sich um den Versuch einer Beschreibung aus der Summe der verfügbaren Quellen.
Vorbereitung:
Nach den Angaben gelehrter Personen besteht als unverzichtbare Voraussetzung für die thailändische Massage das Vorhandensein von vier Faktoren: der Lehrer, der Raum, die Unterlage und der Masseur.
- Der Lehrer
Der Lehrer ist ein sinnbildlicher Lehrer für den Masseur. Nach dem Glauben wird durch die Anbetung des Lehrers sein Geist anwesend sein und während der Massage die Durchführung mental unterstützen sowie vor eventuellen Fehlern warnen. - Der Raum
Der Raum für die Massage wird vom Masseur in angenehmer Atmosphäre für den Patienten hergerichtet. Er sollte frei von Mobiliar sein und einen Charakter von Offenheit und behutsamer Ruhe ausstrahlen. Oft wird auch angenehme Musik eingesetzt. - Die Unterlage
Die traditionelle thailändische Massage benötigt einen Holzboden mit einer einfachen Strohmatte (Süah) und ein vierkantiges Kopfkissen. Dazu kommt ein kleiner Eimer mit Trinkwasser (Kann Nam) und eingelegten Blumen (Rosenblätter) oder Duftkräutern sowie ein Handtuch für den Patienten. Früher, als es noch beliebt war, Kautabak (Marg) zu kauen, wurde zusätzlich ein Spuckeimer aufgestellt. In manchen Regionen wird dem Patienten ein Kleidungsstück für die Massage zur Verfügung gestellt. Es ist weit geschnitten und besteht aus einem Hemd mit langen Ärmeln (Süah Grabog) und einer Hose (Gangeng Plär). - Der Masseur
Der Masseur im Sinne der traditionellen thailändischen Massage ist eine gelehrte Persönlichkeit, die von seinem Lehrer die ausdrückliche Erlaubnis für eine selbständige Tätigkeit erhalten hat. Die Bedingungen für die Erteilung dieser Erlaubnis setzen sich aus drei zu erfüllenden Kriterien zusammen. Die Reife und das Bewusstsein für die Einhaltung mindestens von drei Geboten (Kriterien) bilden dabei eine Voraussetzung: erstens eine vegetarische Lebensführung, zweitens der Glaube an Gut und Böse bzw. das Leben nach buddhistischer Lehre, und drittens das persönliche Einhalten der Gesundheitspflege.
Ablauf:
In der Praxis der traditionellen thailändischen Massage ist das Angebot der verfügbaren Massagetechniken individuell von dem jeweiligen Masseur abhängig. Da die einzelnen Masseure von unterschiedlichen Lehrern ausgebildet wurden, bestimmt der momentane Wissensstand und die Erfahrung im Bezug auf die Erfüllung der Wünsche des Patienten das Konzept der Massage. Trotz alledem lassen sich empfehlenswerte Merkmale für die Durchführung einer Massage im Groben beschreiben.
- Vor dem Beginn der Massage bittet der Masseur den Patienten um die Erlaubnis, ihn berühren zu dürfen, und bittet ihn für alle eventuellen Unannehmlichkeiten um Verzeihung.
- Als erstes prüft der Masseur den Puls des Patienten und weist ihn auf die Entleerung von Blase und Darm hin. Bei einer festgestellten Erkrankung wird dem Patienten vor dem Beginn der Behandlung die Sachlage erklärt.
- Der Masseur achtet darauf, den Patienten nicht direkt anzuhauchen. Außer mit den Händen hält der Masseur Abstand zum Körper des Patienten und vermeidet auch direkten Augenkontakt. Bei einer Unterhaltung mit dem Patienten ist er in erster Linie Zuhörer.
- Die Massage beginnt am Kopfende des Patienten und endet an dessen Füßen. Für das Wohlbefinden des Patienten wird ausschließlich mit den Fingern massiert. Durch die Massage entstehen weder Druckstellen noch Hautreizungen. Es existiert keine Massagestellung, bei der sich der Masseur oberhalb oder direkt auf dem Körper des Patienten befindet. Während der Massage nimmt der Masseur weder etwas zu sich, noch macht er Pause oder geht auf Toilette.
- Die optimale Zeit einer traditionellen thailändischen Massage beträgt genau zwei Stunden, die in vier Phasen unterteilt sind. Dies schließt jedoch eine individuelle Aufteilung für die einzelnen Phasen nicht aus.
- Die erste Phase ist die Auflockerungsphase, in der sich der Patient in vollem Wachzustand befindet und gesprächsbereit ist.
- Die zweite Phase ist die Spannungsphase, in der der Patient seine Stellung mehrmals wechselt und eine leichte Müdigkeit sowie eine verminderte Sprechbereitschaft vorhanden ist.
- Die dritte Phase ist die Schlafphase. Der Patient schläft in Rückenlage kurz ein.
- Die vierte Phase ist die Erholungsphase. Der Patient befindet sich in einem wohligen Wachzustand und ist leicht durstig, so dass er das vorbereitete Trinkwasser zu sich nimmt. Nach der Fußmassage ist die Behandlung beendet. Ruhig, aber hellwach, wird der Patient den Masseur verlassen.
von Plaitamin
20.09.1998
Fazit
Der Archivtext „Traditionelle thailändische Massage“ stellt diese Praxis als eine Methode dar, um Alltagsbeschwerden zu lindern und Entspannung zu fördern. Im Mittelpunkt stehen dabei die Schaffung einer angenehmen Atmosphäre, kulturelle Rituale und menschliche Wärme. Die Massage versteht sich als Gesundheitsvorsorge, die körperliche und psychische Entspannung bietet, ohne den Anspruch einer medizinischen Behandlung zu erheben. Im Gegensatz zu tiefergehenden Heilansätzen anderer Traditionen (z.B. Sart Bambatgay) liegt hier der Fokus auf Wohlbefinden und präventiver Gesundheitspflege.