SABEI: Die geheime Kampfkunst der Konkubinen
In diesem Beitrag erfährst du mehr über die Ursprünge des SABEI, das über 4000 Jahre alte Techniken mit moderner Selbstverteidigung für Frauen verbindet.
📅 2024-10-25 / 📝 2025-02-20 / 📖 / ⏱️ 8 Min.
Das Wichtigste auf einen Blick
- SABEI entstand als zum Schutz von Konkubinen und nutzt weiche Alltagsgegenstände als Waffen.
- Die Disziplin wurde unter größter Geheimhaltung über Generationen hinweg tradiert.
- In Kombination mit LING LOM gilt SABEI als eine der gefährlichsten Pahuyuth-Disziplinen.
Inhaltsverzeichnis
Beitragsdetails
Titel: SABEI: Die geheime Kampfkunst der Konkubinen
Autor: Pahuyuth
Kategorien:
Schlagwörter: LING LOM, Pahuyuth-Disziplin, SABEI, Selbstverteidigung, Tuchkampf
Die geheime Kampfkunst der Konkubinen
In einer Welt, in der Frauen oft als politische Spielfiguren eingesetzt wurden, entstand eine über lange Zeit geheime und tödliche Kampfkunst – SABEI. Ursprünglich entwickelt, um die Sicherheit und das Überleben von Konkubinen in feindlichen Fürsten- und Königshäusern zu gewährleisten, nutzte SABEI die Bescheidenheit und Vielseitigkeit von Kleidungsstücken und Tüchern als Waffen. Diese Kampfkunst wurde über Jahrtausende in den Kreisen der Konkubinen weitergegeben und galt stets als gut gehütetes Geheimnis. In Kombination mit LING LOM, einer weiteren gefährlichen Pahuyuth-Disziplin, wird SABEI heute als eine der tödlichsten Kampfkünste für Frauen angesehen.
Der historische Kontext: Konkubinen als politisches Faustpfand
Bereits um 2000 v. Chr., zur Zeit der offiziellen Anerkennung des Gebietes Lauw Tai Mung durch die Chinesen, übernahmen die Vorfahren der heutigen Thai den chinesischen Brauch, Nebenfrauen oder Konkubinen zu halten. Diese Frauen waren keine gewöhnlichen Mitglieder des Hofes; sie dienten vielmehr als politisches Faustpfand. Um Bündnisse und Loyalitäten zu sichern, wurden sie aus ihrer Heimat in fremde Städte oder Königreiche entsandt, wo sie als „geehrte Nebenfrauen“ lebten.
Die Rolle einer Konkubine war nicht nur politisch wichtig, sondern auch mit immensen Risiken verbunden. Obwohl sie ein geachtetes Leben führten, waren ihnen Waffen untersagt, und eine Flucht wäre nicht nur für sie selbst, sondern für bis zu sieben Generationen ihrer Verwandtschaft mit Schande und Tod geahndet worden. Diese Regeln sorgten dafür, dass viele Konkubinen als schutzlose Opfer endeten, die keinerlei Mittel hatten, sich gegen Angriffe zur Wehr zu setzen.
Was ist ein Sabei?
Das namensgebende SABEI bezeichnet ursprünglich ein Schultertuch, das als traditionelle Tracht von Frauen in Thailand, Laos, Kambodscha und der Küstenregion Sumatras getragen wird. Dieses Tuch stammt vom indischen Sari ab, jedoch ohne eine Verbindung zu den indischen Kampfkünsten, da das Konzept flexibler Waffen bereits bei den Glie-Kämpferinnen bekannt war.
Der Begriff „Sbai“ stammt von den Khmer und beschreibt jede Art von dünnem, weichem Textil. Im Kontext der Pahuyuth-Disziplin steht SABEI nicht nur für Schultertücher, sondern umfasst alle Arten von flexiblen Waffen. Dazu zählen traditionell auch Seile, Taue, Peitschen und Fischernetze.
Die Entstehung des SABEI: Ein verzweifeltes Mittel zur Selbstverteidigung
In diesem brutalen Umfeld entwickelten die Frauen der frühen Thai-Glie-Stämme eine Methode, um sich zu verteidigen – SABEI. Der Legende nach erkannten die Kämpferinnen dieser Stämme, dass Alltagsgegenstände wie Tücher und Kleidung als Waffen dienen konnten. Dies war besonders praktisch, da Konkubinen keine klassischen Waffen wie Schwerter oder Messer tragen durften und deshalb improvisieren mussten. Die Konkubinen trainierten diese Kunst im Verborgenen, sodass SABEI jahrhundertelang ein gut gehütetes Geheimnis blieb.
Die Überlieferung erzählt, dass die höfischen Frauen, insbesondere Konkubinen, diese Kampftechniken heimlich übten. Das Training war von enormer Disziplin und Geheimhaltung geprägt, da eine Entdeckung dieser Künste nicht nur das Leben der Frauen gefährdet hätte, sondern auch die soziale Stabilität der höfischen Beziehungen erschüttern konnte. In dieser verborgenen Praxis wuchs SABEI zu einer tödlichen und dennoch unscheinbaren Kampfkunst heran.
Kru Maeh Bua und die Wiederbelebung der SABEI-Tradition
Die Kampfkunst SABEI blieb lange Zeit nahezu unbekannt, bis in die Epoche von Nanjauw (ca. 600 n. Chr.) als eine Frau namens Kru Maeh Bua (Lehrerin Mutter-Wasserrose) das verstreute Wissen über SABEI zusammentrug. Sie war die Tochter von Kru Kun Plai und verstand es, die alte Kampfkunst wieder zu strukturieren und in das umfassendere System des Pahuyuth zu integrieren. Durch sie konnte die Kunst des Tuchkampfes in der Tradition fortbestehen und bis in die heutige Zeit überliefert werden.
SABEI als Disziplin des Pahuyuth: Waffenkampf ohne Waffen
Die Techniken von SABEI umfassen den Einsatz weicher Gegenstände wie Tüchern, Schals oder Schärpen, die mit gezielten Bewegungen und hoher Präzision zu gefährlichen Waffen umfunktioniert werden können. Ein gezielter Schlag mit einem Tuch kann dank der Prinzipien der Bewegungsdynamik eine hohe Durchschlagskraft entwickeln. SABEI vermittelt Frauen auch heute noch effektive Techniken zur Selbstverteidigung, die durch gewöhnliche Kleidung oder Alltagsgegenstände ausgeführt werden können.
Das Training umfasst dabei die Beherrschung der Bewegung von Stoffen und Seilen, wobei Präzision und das richtige Timing essenziell sind. Die Kraft von SABEI liegt nicht in der körperlichen Stärke, sondern in der Kunst der Bewegung und der Fähigkeit, scheinbar unscheinbare Gegenstände für einen Überraschungsangriff zu nutzen. In Verbindung mit LING LOM – der Luftkampf-Technik des Pahuyuth – wird die Effektivität dieser Kampfkunst auf ein extrem tödliches Niveau gehoben.
Man sagt: Eine SABEI-Kämpferin ist ein Opfer, das ihrem Angreifer auflauert.
Fazit
SABEI ist mehr als eine Kampfkunst – sie ist das Erbe und das Vermächtnis unzähliger Frauen, die in einem feindlichen Umfeld überleben mussten. Entwickelt als geheime Verteidigungstechnik für Konkubinen, bietet sie auch heute noch einen einzigartigen Ansatz zur Selbstverteidigung, besonders für Frauen. SABEI zeigt eindrucksvoll, wie sich eine jahrtausendealte Kampfkunst bis in die heutige Zeit bewähren kann. SABEI bleibt ein Beispiel für die Kreativität und den Überlebenswillen jener Frauen, die es wagten, sich gegen Gewalt und die politischen Fesseln ihrer Zeit zu wehren.
Auch heute noch wird SABEI traditionell zu ehren der vielen namenlosen Frauen weitergegeben, die im Laufe der Geschichte das Opfer von Gewalttaten geworden sind.