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Geschichtlicher Ursprung
Pahuyuth ist eine traditionelle Kampfkunst, die nach den Überlieferungen der alten Freikämpfer gelehrt wird. Die alten Freikämpfer waren paramilitärische Spezialkräfte, Söldner und Kommandoeinheiten, die über viele Jahrhunderte hinweg in Südostasien für Frieden und Freiheit gekämpft haben. Die Verschleierung ihrer Identitäten diente ihnen zum Schutz vor Verfolgungen. Sie wurden sprichwörtlich zu „Niemand“.
Historisches Beispiel
Ein Beispiel für eine dieser Kommandoeinheiten war das DAB NARESUAN, eine im 16. Jh n. Chr. auf Befehl von König Naresuan hin gegründete Spezialeinheit, die aus Pahuyuth-Schwertkämpfern bestand und darum gebeten wurde, das Land im Falle einer Invasion zu schützen und verdeckte Operationen durchzuführen.
Von anderen Freikämpferverbänden ist überliefert, dass sie bei Schlachten wie Geister aus dem Nichts auftauchten, ihren jeweiligen Auftrag erfüllten und anschließend in ihre Heimatdörfer zurückkehrten. Bis heute weiß niemand woher sie kamen, wer sie waren oder von wem sie das Kämpfen gelernt hatten. Auch sie waren „Niemand“.
Abgrenzung zu thailändischen Kosenamen
Es gibt zwar auch in der thailändischen Kultur die Verwendung von Kosenamen. Im Gegensatz zu den Kämpfernamen des Pahuyuth beschränken diese sich jedoch auf sehr einfache und eingängige Begriffe, die den Umgang im Alltag erleichtern.
Abgrenzung zu Namen von Muay Thai Kämpfern
Die Kämpfernamen von Muay Thai Kämpfern sind in der Regel die Namen der Boxställe aus denen sie kommen und für die sie im Ring Geld verdienen. Dies kann man als ein Zeichen von Unfreiheit bis hin zur Leibeigenschaft werten, wie sie im südostasiatischen Raum häufig anzutreffen ist.
Die Freikämpfer des Pahuyuth streben hingegen seit je her nach individueller Freiheit und Gleichheit unter Menschen, weshalb sich auch die beim Pahuyuth verwendeten Kämpfernamen in ihrer Bedeutung von den Namen der Nak Muay unterscheiden.
Abgrenzung zu Spitznamen von anderen Sportkämpfern
Die Kämpfernamen von anderen Kampfsportlern (z.B. Muay Sagon, Muay Farang) dienen üblicherweise der Selbstdarstellung bzw. der Vermarktung und in manchen Fällen wohl auch der Selbstverherrlichung. Die Tatsache, dass sie genutzt werden um „Jemand“ zu sein unterscheidet sie von den Kämpfernamen des Pahuyuth.
Kämpfernamen im Pahuyuth
Im Pahuyuth sind zwei Arten von Kämpfernamen geläufig: Verliehene Kämpfernamen und Selbstgewählte Kämpfernamen.
Verliehene Kämpfernamen (Schüler)
Mit der Aufnahme als Pahuyuth Schüler in das Kollegium der Graduierungsträger und dem Eintritt in die Lernstufe des Pahuyuth (Grüngurt) erhalten Pahuyuth Schüler von ihren Mitschülern einen eigenen Fantasienamen bzw. Kämpfernamen unter dem sie fortan firmieren.
Zumeist handelt es sich dabei um fiktionale Charaktere aus der Popkultur oder Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, denen man ähnliche charakterliche Eigenschaften nachsagt wie dem jeweiligen Schüler.
Verliehene Kämpfernamen sind in den seltensten Fällen schmeichelhaft, treffen aber so gut wie immer den individuellen Charakter des jeweiligen Trägers. Sie sollen zum Nachdenken über die eigene Persönlichkeit anregen und dadurch die Persönlichkeitsentwicklung fördern.
Da der Charakter eines Menschen sich ändern oder ein neuer Aspekt zutage treten kann, kann bei späteren Prüfungen (Weißgurt und Schwartzgurt) auch ein anderer Name verliehen werden.
In vielen Fällen sind Angehörige des Pahuyuth einander ausschließlich unter ihren Kämpfernamen bekannt.
Beispiele: Ameise, Hügelsanitäter, Mustermann, Kojote, Djinn, Troubadix, Krishna, Hochwürden, Hypoventilator, Lustkiller, Captain, Windows99, Fred Feuerstein, Zeitlupe, Obstsalat, Leutnant, Starbuck, Apollo, Macarena, Microman, Wassereimer, Soldat, Robin Hood, Milka, Medusa, High-Twenty, Rasputin, Tak Tak, DINA4, Pinocchio, Dracula, Troublemama, Buffy, Don Quijote, Awacs, Tweety, Vierraumwohnung, Allemano, Lautenschläger, Tagträumer, Chefin, Czarnobyl, Smeargol, Popeye, Wassermann, Kunsuek, Sandmann, Gigolo, Herr Bello, Aladin, Vorsitzender, Mr. Edd, Der Kroate, Cäsar, Augustus, Yuri, Bruder Tuck, Tito, Mini Scheich, Der kleine Muck, Aberweib, Speedy Gonzales, Stiller Blues, Greystoke, Prinz, Klingone, Goldmarie, Tiefflieger, Frau Doktor, He-Man, Nobody, Vergangenheit, Shrimp, Froschkönig, Versteck Dich, King Elvis, Ganz Sicher, Kreisel, Legolas, Dr. Snuggles, Alf, Skipper, Dr. Seltsam, Görli, Olafly, Big Mac, Private Paula, Büffel, Dracula Light, Professor Hastig, Biergarten, Mattipedia, Victor-Charly, Pocachontas, uvm.
Selbstgewählte Kämpfernamen (Lehrkräfte)
Mit dem Eintritt in die Lehrstufe des Pahuyuth (ab Blaugurt) verlieren Praktizierende des Pahuyuth ihren Schülerstatus und ebenfalls ihren verliehenen Kämpfernamen. Fortan firmieren sie innerhalb der Pahuyuth Gemeinschaft entweder als namenlose Kämpfer, oder sie wählen sich selbst einen oder mehrere Namen, die traditionell häufig auf Geistwesen oder Rachegeister hinweisen.
Der Hintergrund dieser Tradition ist einerseits mit der Abkehr vom weltlichen Leben (dem Schülerstatus) begründet. Andererseits geht es darum, dass Angehörige der Lehrstufe sich in jedem Moment selbstständig als Kämpfer definieren müssen, was insbesondere für angehende Lehrer (Blaugurt) als Hinweis zu verstehen ist, sich mit dem eigenen Status und der daraus folgenden Verantwortung als Kämpfer und als Mensch auseinanderzusetzen, um die persönliche Selbstfindung und Selbsterkenntnis voranzutreiben.
Ferner wird bei Angehörigen der Lehrstufe nicht mehr von „lebendigen“ (aktiven) Kämpfern ausgegangen, die nach Siegen und Anerkennung streben. Stattdessen rückt nunmehr die sinnbildliche Wissensvermittlung eines „Geistes aus vergangener Zeit“ in den Fokus. Aus diesem Grund werden auch die Klarnamen von Pahuyuth-Lehrern niemals veröffentlicht oder in den Vordergrund gerückt werden.
Ebenso wie der verliehene Name dient auch das selbstgewählte Name traditionell dem Schutz einer inaktiven Person vor Verfolgungen oder Hetzjagden. Dies gilt übrigens sowohl für die analoge als auch für die digitale Welt des 21. Jahrhunderts.
Davon abgesehen geht es im Pahuyuth seit je her niemals um den Vermittler von Wissen (Person), sondern ausschließlich um das Wissen bzw. die Wissensvermittlung (Kompetenz). Echtes Kampfwissen existiert und funktioniert stets unabhängig von der Person die dieses Wissen weitergibt. Deshalb wird die Frage nach der Herkunft eines Lehrers oder der seines Kampfwissens von Angehörigen der Lehrstufe üblicherweise wie folgt beantwortet:
„Ich bin niemand. Ich komme von nirgendwo her und ich gehe ins Nirgendwo. Ich wurde von niemandem ausgebildet und ich helfe jemandem dabei ein niemand zu werden.“
Beispiele: Plaitamin, Smingplai, Miehpray, Plai Paneejorn, K1R0V
Selbstgewählte Kämpfernamen (Probeschüler)
Seit 2021 n. Chr. bzw. seit der Einführung unseres Online-Trainings bitten wir alle unsere neuen Schüler ausdrücklich auf die Verwendung von Klarnamen zu verzichten und sich stattdessen einen Kämpfernamen selbst zu wählen. Dies dient einerseits dem Datenschutz und andererseits der Persönlichkeitsentwicklung durch Selbstreflektion.
Beispiele: Lugsidt Lu, Nooa, Isbjörn, Hanuman, Punisher, Dontpanic, HerrBertBaertiger, Justbee, Joe plus eins, Noname
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