Was ist Nahkampf?

Nahkampf ist im Verständnis des Pahuyuth eine uneingeschränkte physische Konfrontation zwischen zwei oder mehreren Personen auf kurze Distanz. Es kann sich um einen unbewaffneten oder bewaffneten Kampf handeln.

Hintergrund

Laut allgemeiner Definition ist Nahkampf (auch close combat genannt) ein Kampf auf kurze Distanz zwischen Gegnern mit dem Ziel einer machtbezogenen Überlegenheit über den oder die Gegner. Es kann sich um einen unbewaffneten oder bewaffneten Kampf handeln. Auf kürzeste Distanz werden der eigene Körper mit Nahkampftaktiken wie Hebeln und Griffen, technische Methoden wie Blankwaffen, aber auch Schusswaffen wie die Pistole eingesetzt. Eine vorsätzliche oder eventualvorsätzliche Schädigung der eigenen Person wie jener des Kontrahenten wird dabei billigend in Kauf genommen. Das Ziel des Nahkampfes ist die unumschränkte Durchsetzung der eigenen Interessen, die in der Regel auf Kosten der körperlichen Unversehrtheit des Gegners erreicht wird.

Geschichte des Nahkampfs

Der unbewaffnete Kampf ist die ursprüngliche und vorherrschende Methode der physischen Auseinandersetzung. Mit dem Fortschreiten der biologischen und zivilisatorischen Entwicklung des Menschen nahm seine Fähigkeit zu, Dinge zu instrumentalisieren, technische Werkzeuge herzustellen und sie für bestimmte Zwecke einzusetzen. So entwickelte der Mensch u.a. größere motorische Fähigkeiten, insbesondere mit Daumen, Händen und Armen, im Umgang mit Werkzeugen und Waffen. In zivilisatorischer Hinsicht nahm die Fähigkeit zu, Gruppen und Verbände zu bilden. Die Herausbildung stehender Heere führte zur Entwicklung von militärischen Nahkampfmethoden.

Militärischer Nahkampf

Militärischer Nahkampf unterliegt heutzutage in der Regel den Einschränkungen von Kriegsrecht, Völkerrecht und sonstigen multilateralen Vereinbarungen (z.B. der Genfer Konvention oder dem Haager Abkommen). Eine zusätzliche Einschränkung entsteht durch die logistische Herausforderung (nah-)kampfbereite Soldaten innerhalb eines begrenzten Zeit- und Budgetrahmens auszubilden. Aus diesen Rahmenbedingungen ergibt sich der übliche technische Umfang der Nahkampftechniken des militärischen Nahkampfes. Weil die durchschnittliche Distanz, auf der militärische Kampfhandlungen durchgeführt werden, in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter gestiegen ist, verlieren Nahkämpfe immer weiter an Bedeutung. Waren beispielsweise die Grabenkämpfe des ersten Weltkriegs noch stark von Nahkämpfen geprägt, besteht, aufgrund technischer Entwicklungen, heutzutage eher der Bedarf einer fundierten Ausbildung an Distanzwaffen, Mitteln der Elektronischen Kampfführung (EloKa) oder Drohnen.

Polizeilicher Nahkampf

Polizeilicher Nahkampf unterliegt in der Regel den Einschränkungen der jeweils vorherrschenden Rechte und Gesetze eines Landes. Dabei muss im, Sinne der Rechtsstaatlichkeit, stets ein Gleichgewicht zwischen der Notwendigkeit, die öffentliche Sicherheit zu schützen, und den Rechten des Einzelnen gefunden werden. In der Bundesrepublik Deutschland handelt die Polizei zum Beispiel auf der Rechtsgrundlage des Strafgesetzbuches (StGB), der Strafprozessordnung (StPO) und der einzelnen Landesgesetze über die öffentliche Sicherheit (Polizeirecht). Die Anwendung von körperlicher Gewalt durch die Polizei ist streng geregelt. Die Beamten werden folglich vorwiegend in der Anwendung nicht-tödlicher Gewalt geschult und sind für alle ihre Handlungen rechenschaftspflichtig. Ebenso wie beim militärischen Nahkampf bestehen auch beim polizeilichen Nahkampf die logistischen Herausforderungen einer durch einen limitierten Zeit- und Budgetrahmen definierten Ausbildung aus der sich der jeweilige technische Umfang im polizeilichen Nahkampf-Training ableitet.

Ziviler Nahkampf

Ziviler Nahkampf kann als Nahkampf ohne Sportcharakter beschrieben werden. Bei genauerer Betrachtung unterliegt diese Nahkampfart jedoch ebenfalls den Einschränkungen der jeweils vorherrschenden Rechte und Gesetze des jeweiligen Landes. Verstöße gegen Recht und Gesetz werden nach zivil- und/oder strafrechtlicher Gesetzgebung geahndet. Da ein Nahkampf gemäß seiner Definition das Ziel einer machtbezogenen Überlegenheit über den oder die Gegner verfolgt und eine Schädigung oder Eventualschädigung des Gegners billigend in Kauf nimmt, ist beim sogenannten zivilen Nahkampf (insbesondere auch dem sogenannten „Straßenkampf“) keine rechtmäßige Selbstverteidigung im Sinne des Gesetzgebers anzunehmen.

Nahkampf und Kampfkunst

Der Nahkampf grenzt sich von Kampfkunst durch das Nichtvorhandensein eines umfassenderen philosophischen bzw. kulturellen Überbaus ab. Zwar kann Nahkampf durchaus eine psychologische Grundlage und einen gewissen konzeptionellen Kern beinhalten, jedoch weisen die wenigsten Nahkampfmethoden einen Ansatz zur ganzheitlichen Ausbildung im körperlichen wie im geistigen Sinne oder gar eine zur Brauchtumspflege orientierte Intention in ihrer Lehrmethodik auf. Eine über den kurzfristigen physischen Konflikt hinausgehende Beschäftigung mit Kampfhandlungen ist bei den meisten Nahkampfmethoden nicht vorgesehen.

Nahkampf und Kampfsport

Der Nahkampf grenzt sich vom Kampfsport durch das Nichtvorhandensein etwaiger Regeln ab. Ein Sportcharakter oder ein kodifiziertes Regularium liegen beim Nahkampf nicht vor. Ist wiederum eine einvernehmliche Absicht eines sportlichen Wettstreits bzw. Kräftemessens gegeben, so handelt es sich automatisch nicht mehr um Nahkampf, sondern um einen Kampfsport bzw. um einen aus einer Nahkampfmethode abgeleiteten Sport.

Nahkampf und Selbstverteidigung

Nahkampf grenzt sich von der Selbstverteidigung durch das Nichtvorhandensein oder die Mißachtung von Rechten und Gesetzen sowie eine vom zivilen Selbstschutz abweichende Intention ab. Selbstverteidigung definiert sich in den meisten Ländern dieser Welt durch das Abwenden eines gegenwärtigen rechtswidrigen Angriffs von sich oder einem anderen (siehe z.B. StGB §32). Das Ziel des Nahkampfs ist es wiederum, den erklärten Feind mit allen Mitteln zu bekämpfen, um eine Durchsetzung der eigenen Interessen zu erzielen. Derartiges „Faustrecht“ bzw. Selbstjustiz werden, zumindest in Deutschland, strafrechtlich verfolgt und geahndet. Eine Verwechslung von Nahkampf und Selbstverteidigung kann somit für den unkundigen Anwender ernsthafte Konsequenzen mit sich bringen.

Nahkampf und Showkampf

Nahkampf grenzt sich von Showkampf durch die zugrundeliegende Intention ab. Während Nahkampf das Ziel einer konkreten Schädigung bzw. Neutralisation des jeweiligen Gegners verfolgt, ist ein Showkampf stets einvernehmlich bzw. inszeniert. Daraus folgt, dass Demonstrationen von Nahkampfmethodiken prinzipiell dem Showkampf und nicht dem Nahkampf zugerechnet werden müssen, insbesondere wenn ihnen eine festgelegte Absprache oder Choreographie zugrunde liegt.

Pahuyuth und Nahkampf

Das Pahuyuth-Wissen stammt aus einer Zeit in der es noch keinen Rechtsstaat und keine Gesetze gab. Es wurde über Jahrhunderte hinweg in Kriegen und Konflikten in Südostasien eingesetzt. Es beinhaltet bewaffnete und unbewaffnete Kampfführung und wurde entwickelt, um sich gegen überlegene Feinde unbekannter Art, Anzahl und Herkunft erfolgreich zur Wehr zu setzen. Durch die Fortentwicklung des konzeptionellen Kerns, des Lehrkonzeptes, sowie der Herausbildung einer eigenständigen Kultur und Philosophie mit eigenen Traditionen und Bräuchen, und nicht zuletzt auch durch die Erweiterung des Kampfwissens mit dem Wissen über Heilkunde und Spiritualität, entwickelte sich das Pahuyuth von einer reinen Nahkampfmethode zu einer vollumfänglichen Kampfkunst. Fragmente des Pahuyuth werden auch heute noch im militärischen Nahkampf südostasiatischer Länder verwendet.

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PAHUYUTH

ist die Kampfart des freien Volkes.

Es entstand aus der Auflehnung gegen Gewalt, Unterdrückung und Sklaverei.

Es wurde entwickelt, um sich gegen überlegene Feinde zur Wehr zu setzen.

Es wird weitergegeben, um ein Leben in Frieden und Freiheit zu bewahren.

Pahuyuth Kämpfer sind freie Kämpfer, im Innen wie im Außen.

FAQ

Nahkampf ist eine unreglementierte, üblicherweise nicht einvernehmliche physische Konfrontation zwischen zwei oder mehreren Gegnern. Nahkampf beinhaltet weder sportliche Fairness, noch ein gegenseitiges Einvernehmen oder ein vereinbartes Regularium. Es ist folglich keine Sportart, weil der sportliche Charakter fehlt. Nahkampfarten können zu Kampfsportarten werden, sofern gegenseitiges Einvernehmen, einschränkende Regeln und die Absicht des sportlichen Wettstreits gegeben sind. Umgekehrt können Techniken des Kampfsports in Nahkampfausbildungen einfließen.

Nahkampftraining ist eine Art der Ausbildung, die sich auf die Vermittlung von Nahkampffähigkeiten konzentriert. Sie umfasst häufig die Verwendung von körpereigenen oder körperfremden Waffen bzw. deren Abwehr. In einigen Fällen kann sie auch eine nahkampforientierte Schusswaffenausbildung beinhalten. Nahkampftraining unterscheidet sich von Selbstverteidigungstraining durch das Fehlen rechtlicher Grundlagen, von Kampfkunsttraining durch das Fehlen eines kohärenten Konzepts bzw. gedanklichen Überbaus sowie etwaiger Brauchtumspflege und vom Kampfsporttraining durch die nichtsportliche Intention.

Im bewaffneten Nahkampf werden Schusswaffen, aber auch Blankwaffen wie Messer oder Äxte und Behelfswaffen wie Feldspaten, die eigentlich keine Waffen sind, oder andere Hilfsmittel wie z.B. Stock, Tonfa oder Pfefferspray, die im Grunde nicht tödlich sind, verwendet. Prinzipiell können alle physikalischen Objekte die zu einer gewaltsamen Schädigung des Gegners auf kurze Distanz geeignet sind, zu den potenziellen Nahkampfwaffen hinzugerechnet werden.

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