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Wan Wai Kru – Der Lehrergedenktag (23. Juni)
Jedes Jahr, am 23. Juni, begehen Pahuyuth-Freikämpfer den sogenannten Lehrergedenktag (Wan Wai Kru). In diesem Blogbeitrag erklären wir die Hintergründe dieses uralten Rituals.
Hintergrund
Einem lebenden Lehrer oder einer Lehrerin zu danken ist leicht. Man geht einfach zu ihm oder ihr hin und sagt „Danke!“.
Aber wie dankt man all jenen, die bereits verstorben, nicht erreichbar oder nicht persönlich bekannt sind?
In Gedenken an all jene bekannten und unbekannten Pahuyuth Kämpfer und Pahuyuth Kämpferlehrer der Vergangenheit, die dabei geholfen haben, das Pahuyuth Wissen zu entwickeln und weiterzugeben, begehen Pahuyuth Menschen ein mal im Jahr (am 23. Juni) den sogenannten Lehrergedenktag (Wan Wai Kru).
Der Lehrergedenktag ist ein nicht-religiöses Ritual – eine freiwillige, persönliche Geste, mit der Pahuyuth Freikämpfer ihren Lehrern auf ihre persönliche Art und Weise danken können, oder auch nicht.
Die Ursprünge des Lehrergedenktages
In der entfernten Vergangenheit, als das Kampfwissen noch direkt zur Verteidigung des Landes und der Freiheit genutzt wurde, haben viele Gelehrte des Pahuyuth blutig ihr Leben verloren.
Ohne diese Lehrer wäre die Vermittlung und Weitergabe an folgende Generationen nicht möglich gewesen. Daher ist dieser Tag den Lehrern der Geschichte gewidmet, die durch den Einsatz ihres Lebens dafür gesorgt haben, dass das Pahuyuth bis heute überliefert wurde.
Die typischen Lehrer des PAHUYUTH sind:
- Kru Srietreirat – Der Schöpferlehrer (Natur, Eltern, …)
- Kru Schid – Der nahe Lehrer (lebende Lehrer)
- Kru Nueg – Der dankbare Lehrer (Intuition)
- Kru Tagt – Der spontane Lehrer (Tippgeber)
- Kru Lag Jam – Der Diebeslehrer (indirekt bezogenes Wissen)
- Kru Pieh – Der Geisterlehrer (Inspiration oder erträumtes Wissen)
Die Rolle des Lehrers in der traditionellen Kampfkunst
Ein Lehrer im Verständnis des Pahuyuth ist niemals ein „Meister“ oder „Herrscher“ über seine Schüler, sondern immer nur ein einfacher aber erfahrener Kämpfer und Mensch der sein Wissen bereitwillig und stets mit einem empfehlenden Charakter teilt.
Die Rolle des Lehrers gleicht dabei der eines Fährmanns, der selbst bereits einen reißenden Strom überquert hat und nun anderen bei ihrer Überfahrt behilflich ist.
Im Pahuyuth gilt: „Ein Lehrer ist kein Herrscher!“
(Minute 04:25 – 04:58)
Der Lehrergedenktag in der Moderne
Der Lehrergedenktag ist ein nicht-religiöses und nicht-kommerzielles Ritual – eine freiwillige, persönliche Geste, mit der Pahuyuth Freikämpfer ihren Lehrern auf ihre persönliche Weise danken können, oder auch nicht.
Es gibt daher grundsätzlich keinen Zwang an einem Lehrertag irgendetwas zu tun oder zu lassen. Gemeinsame Lehrergedenktage werden auch niemals von einem Lehrer, sondern immer nur von Schülern ausgerichtet. Sollte ein Pahuyuth Lehrer an diesem Tag zugegen sein, nehmen er oder sie selbst ebenfalls nur als Schüler an dieser Zeremonie teil.
Ein von einem Lehrer oder einer Institution ausgerichteter Lehrertag mit festem Ablaufplan und Unterhaltungsangebot würde dem traditionellen Ideal und Selbstverständnis eines Lehrers (siehe oben) widersprechen. Gleiches gilt übrigens auch für jedwede Form von Anbetung oder Verherrlichung von lebenden Lehrern, die im Pahuyuth nicht existiert.
Pahuyuth entstand aus der Auflehnung gegen Unterdrückung und Sklaverei und dem Streben nach Frieden und Freiheit. Im Verständnis des Pahuyuth sind daher alle Menschen gleich und niemand hat das Recht sich über andere zu stellen. Aus diesem Grund wird der traditionelle Wai Kru (Lehrergruß) auch niemals zu Ehren eines lebenden Lehrers ausgeführt.
Das überlieferte Ritual
Häufig finden Schüler des Pahuyuth an diesem Tag (23. Juni) zusammen und halten gegebenenfalls ein bestimmtes Ritual bzw. eine Zeremonie ab, um sich symbolisch zu bedanken und den Lehrern zu gedenken. Sollte der 23. Juni auf einen regulären Trainingstag fallen, so findet an diesem Tag kein Training statt.
Das überlieferte Ritual setzt sich aus verschiedenen Dingen zusammen, so kleidet man sich an diesem Tag in hellen Farben, nach Möglichkeit in weiß. Man versucht, an diesem Tag nicht zu fluchen und keine schlechten Gedanken zu haben und ist bemüht, in irgendeiner Form etwas zu tun, wodurch jemandem geholfen wird.
Zu der Zeremonie am Gedenkort bringt man drei Dinge mit: Ein bis drei Räucherstäbchen, eine weiße Kerze, selbstgepflückte Pflanzen, die nach Möglichkeit spitz sein sollen. Auf keinen Fall kauft man diese Pflanzen sondern pflückt sie eigenhändig auf dem Weg zur Zeremonie – einfache Gräser, so wie sie am Straßenrand wachsen, reichen völlig aus.
Stilles Gedenken – Einfachheit und Bescheidenheit zeichnen den Lehrergedenktag aus.
Am Gedenkort
Nach dem Eintreffen legt man als erstes das Gras bzw. die Pflanzen, die Räucherstäbchen und die Kerze an einer dafür vorgesehenen Stelle ab. Danach wird jeder Freikämpfer auf seine eigene Art und Weise seinen den Lehrern gedenken. Gemeinhin üblich ist dabei die Durchführung des Lehrergrußes (Wai Kru). Erst danach begrüßt man die anderen Anwesenden.
Channelings
Üblicherweise wird der Lehrer der Schule, der an diesem Tag nicht als Lehrer, sondern ebenfalls als Schüler an der Zeremonie teilnimmt, etwas über die Herkunft und Tradition dieses Tages erzählen. Unter Umständen kann es passieren, das er oder ein anderer Anwesender spontan als Medium fungiert und den anwesenden Schülern zusätzliche Information oder Ratschläge vermittelt.
Channeling vom Lehrergedenktag 2017
Channeling vom Lehrergedenktag 2018
Channeling vom Lehrergedenktag 2019
Channeling vom Lehrergedenktag 2020
Channeling vom Lehrergedenktag 2021
Abschluss der Zeremonie
Im Anschluss daran endet die Zeremonie nach lockerem Beisammensein. Für Schüler, die zum ersten Mal an einem Lehrergedenktag teilnehmen, ist dies meistens ein außergewöhnliches und interessantes Erlebnis, welches ihnen kulturelle Aspekte des Pahuyuth näherbringt.